Aus unserer schönen Hauptstadt kommt die sechsköpfige Band mit dem klangvollen Namen Volkstrott. Die Assoziation zu einem beliebten Gesellschaftstanz, auch als Foxtrott bekannt, wird von den 5 Herren und der Dame an der Geige nicht nur äusserst ungern vernommen, sondern wird der Band, die ihren Ursprung in der Punkbewegung hat, natürlich auch absolut nicht gerecht. Dass Besucher eines Volkstrott Konzertes bereits beim Tanzen beobachtet wurden, ist nicht zu bestreiten, doch mit Foxtrott hat diese Art des Tanzens zweifelsfrei herzlich wenig zu tun. Für das Gründungsmitglied und ehemaligen Sänger der Band David symbolisiert der Name Volkstrott vielmehr seinen Wunsch nach einer individuellen Lebensgestaltung im Gegensatz zu dem allgegenwärtig vorherrschenden „Volkstrott“.
Nach der Gründung im Jahre 1999 gab es diverse Veränderungen im Hause Volkstrott zu meistern. Personelle Umbesetzungen, ein musikalischer Richtungswechsel, sowie zwischenzeitlich kleinere Abweichungen in der Schreibweise des Bandnamens sollten die kommenden Jahre bestimmen. Und so kam es schlussendlich, dass Volkstrott im März 2007 mit ihrem offiziellen Debutalbum „Todeskunst“ der Öffentlichkeit nicht nur den neuen Sänger LeBen, sondern auch eine gelungene Symbiose aus Rock, Metal und Folkloreklängen präsentierten.
Das Booklet zu „Todeskunst“ ist recht nüchtern gehalten und entführt in die kühle und wenig einladende Welt der Pathologie. Auf dem Cover selbst sehen wir einen Dudelsack, der an einer „Geigeninfusion“ angeschlossen ist. Volkstrott beweisen hier ein gutes Händchen symbolisch darzustellen was den Hörer in der nächsten Stunde musikalisch erwarten wird. Auch wenn Dudelsack und Geige bei Volkstrott eine zentrale Rolle spielen, bewegt sich der dargebotene Sound fernab jeder Mittelalteridylle, sondern entpuppt sich schnell als kraftvolle Rockmusik mit Anleihen im Metal und Folkgenre. Auch textlich greifen Volkstrott nicht die „lustiger Spielmannthematik“ auf, sondern punkten mit bitterbösen Texten, die Tiefgang haben und wirklich unter die Haut gehen.
Ein besonders schönes Beispiel hierfür und im wahrsten Sinne des Wortes „herz“zerreissend, der ruhige, streckenweise fast balladenhafte Titel „Aus meiner Brust“ aus der Feder von Dudelsackspieler Ronny Baumgarten. „Doch ich hab etwas, dass Du Dir noch mitnehmen musst, Nur ein Moment und ich schneid´s mir aus der Brust…“ Ein herrlich morbides Lied, bei dem man so wunderbar mit dem Protagonisten mitleiden kann. Generell setzen Volkstrott auf Texte mit denen sich der Hörer gut identifizieren kann. Die Songs handeln von großen Gefühlen wie Liebe, Leid, Vertrauen, Enttäuschung, Trennung und Sehnsucht, laufen aber Dank der gewissen Prise an Härte und der hoffentlich nicht immer ganz Ernst zu nehmenden Brutalität, nie Gefahr pathetisch zu wirken.
Auch bei rockigen, druckvollen Stücken wandeln Volkstrott, unter inhaltlichem Aspekt betrachtet, konsequent auf der Düsterschiene weiter. Mal ganz bewusst und offensichtlich und dann wieder subtil und kaum wahrnehmbar. Eines der stärksten Lieder dieses Albums „Deine Welt“ weiss nicht nur durch Eingängigkeit und Tanzbarkeit zu überzeugen. Vielmehr scheint es der harte Kontrast, den der bittere Text zu dem schon fast fröhlich intonierten Stück bildet, zu sein, der den ganz besonderen Charme dieses Ohrwurms ausmacht. Ein grossartiges Lied, an dem man sich einfach nicht satt hören kann.
An Eingängigkeit fehlt es aber auch an anderen Stellen nicht, Songs wie „Zu schön“, oder „Im Schatten“ klingen mehr als gefällig im Ohr und müssen sich definitv nicht in Selbigen stellen lassen. Wer mit einem ganzen Album voll mit gelungenen Kompositionen aufwarten kann, darf natürlich auch mal mutig sein und was ganz Ausgefallenes wagen. Während das orientalisch angehauchte Violinenintro zu „Reiss die Mauern ein“ noch durchaus passabel klingt, wird es mit dem deutsch-türkisch interpretierten Stück „Scherbentanz“ dann aber doch arg experimentell. Ein guter Ansatz und eigentlich eine interessante Alternative zu dem immer wieder kehrenden deutsch-englischen Einheitsbrei, den man schon hundertmal gehört hat, aber leider will der teilweise leiernde Gesang des türkischen Gastsängers einfach nicht in das musikalische Gesamtbild passen. Trotzdem an dieser Stelle ein Bonuspunkt für den Mut, auch mal etwas Neues auszuprobieren und für die an sich löbliche Idee zur deutsch-türkischen Völkerverständigung.
Mit ihrem Debutalbum liefern Volkstrott einfach alles was das „schwarze“ Herz begehrt. Mit eingängigen, tanzflächentauglichen Abrocknummern und herzschmerzschwangeren Balladen präsentieren uns die Musiker aus Berlin den Folkrock von seiner schönsten und dunkelsten Seite. Mal modern, dann wieder traditionell, in sich stimmig, aber niemals langweilig zählt „Todeskunst“ definitiv zu den ganz grossen Alben dieses Genres.












