Anfang der 90er Jahre gehörten Cream VIII bereits zu einer der stilbildenden Bands der deutschen Gothic-Rock-Szene. Zu ihren bekanntesten und erfolgreichsten Stücken zählt noch heute der Opener des Zillo German Mystic Sound Samplers VI „Water feels so comfortable warm“, der sich recht schnell als absoluter Clubhit entpuppte. Nachdem sich die Band dann Ende der 90er trennte, wurden ihre CD´s zur gesuchten Raritäten auf dem Musikmarkt.
Im Jahr 2004 fanden sich die beiden Hauptmitglieder Frontman und Songschreiber Boris Brosowski und Gitarrist Sascha Lecher schließlich wieder zusammen um mit einem neuen Album wieder dort anzuknüpfen, wo man damals aufgehört hatte. Das zentrale Thema von „Wintertime“ ist die Geschichte von Aufstieg und Fall, hiermit wollen Cream VIII sicherlich besonders ihren eigenen Werdegang reflektieren. Aber mit „The Black Sea“, einer Bestandsaufnahme der Balkansituation wagen sich Cream VIII auch politische Mißstände zu beleuchten. Und dass es sich bei der wunderschönen Ballade „Tverde Blizo“ um ein bulgarisches Liebeslied handelt, müssen alle Menschen, die nicht der bulgarischen Sprache mächtig sind, den Jungs einfach mal glauben.
Wintertime ist ein Album aus einem Guss, es beginnt zunächst wunderschön mit einem sanften und zerbrechlichen Harfen und Piano Intro, bevor einen die hämmernden Beats und Gitarrenakkorde von „Burn Witch Burn“ unweigerlich mitreissen, besonders passend hier der Sprechgesang, der irgendwie an ein Vodoobeschwörungsritual erinnert. Und mit heftigen Beats geht es auch beim nächsten Song „Catherine“ direkt weiter. Dank seines monotonen Refrains ein absoluter Ohrwurm, der stilistisch auch gut auf ein Silke Bischoff Album passen würde. Ein weiteres Highlight dieser CD das gut siebenminütige Stück „Too close to the sun“. Düster und athmosphärisch entführt es den Hörer zu einer traurigen Reise zur Sonne. Ein Lied zum träumen. Bei genauerem Hinhören bemerkt man allerdings schnell, dass es sich hierbei um eine Gitarren Version, die zum Ende mit einem Stilbruch überrascht und athmosphärisch entschwebt, der bulgarischen Ballade „Tverde Blizo“ handelt. Mit einem unkonventionellen Aufbau und stilistischen Brüchen kann auch „Empire/Rat Music“ aufwarten. Der Song, der sich zunächst langsam aufbaut, ist absolut tanzflächentauglich und schliesst sich musikalisch direkt an den Cream VIII Klassiker „The Emerald Touch“ an.
Den gleichnamigen Albumtitel „Wintertime“ findet man gleich in zwei Versionen auf dem Album wieder, wobei besonders die live Version zu überzeugen weiss. Hier zeigen Cream VIII wirklich eindrucksvoll, dass ihre Songs auch (nur) akkustisch mit einer Gitarre untermalt, ohne jegliche Elektronik ihre Wirkung nicht verfehlen.
Wintertime ist ein großartiges Gothicrockalbum, der alten Schule, dass man problemlos an einem Stück durchhören kann. Und zwar immer wieder! Denn sobald die letzten Töne verklungen sind, muss man unweigerlich die Repeattaste seines CD-Players betätigen. Dieses Album bietet einfach alles was das dunkle Herz begehrt: peitschende Tanzboden-Knaller mit straighten Beats, dunkle Balladen, zerbrechliche Athmospähren, elektronische und auch rein akkustische Arrangements. Der Gesang ist mal düster monton und dann wieder zerbrechlich, sanft und schmerzvoll. Das Album ist sehr abwechslungsreich und dennoch in sich absolut stimmig gehalten. Es fällt wirklich schwer ein Stück besonders hervozuheben, deshalb das Fazit: Ein wirklich komplett gelungenes Album.












