The Intimate Stranger“ ist zwar bereits im Jahr 2004 erschienen, doch denjenigen, denen es bislang verwährt geblieben ist, Musik der Band Curious hören zu dürfen, soll dieses Album hiermit nochmal wärmstens ans Herz gelegt werden.
Denn was die Bielefelder Band rund um Sänger Oliver Schlichter hier präsentiert, ist tatsächlich Musik fürs Herz (Naja, vermutlich für ein trauriges Herz).

Nachdem die Formation Curious im Sommer 1999 zunächst als Cure-Cover-Band ins Leben gerufen wurde, folgten in den kommenden Jahren einige Samplerbeiträge, mehrere Auftritte als Supportband und Live-Gigs bei verschiedenen Festivals. Daraufhin began man dann, sich intensiv dem Schreiben eigener Stücke zu widmen und so entstand im Jahr 2002 die erste Demo-EP „Falling“ und zwei weitere Jahre später schliesslich das Debütalbum „The Intimate Stranger“ mit ausschliesslich eigenen Stücken.
„The Intimate Stranger“ ist feinster Gitarren-Wave-Rock pur. Liebevoll arrangierte Melodien versetzen den Hörer in eine romantisch, melancholische Stimmung, ohne jedoch zu tragisch oder gar kitschig zu wirken. Getragen werden die neun starken Songs von der charismatisch, traurigen, teilweise durch Hall-Effekt untermalten Stimme des Sängers, die einen unweigerlich in ihren Bann zieht.
Durch kleine Spielereien, wie dem gezielten Einsatz von Tempowechseln, laufen die einzelnen Stücke jedoch nie Gefahr, in allzu depressive Sphären abzudriften.
Überzeugen kann auch die gesamte Instrumentierung des Albums, melodische Keyboardflächen, rauher Gitarrensound und dezent plazierte Synthies erzeugen eine herrlich düstere Atmosphäre.
Ebenfalls sehr harmonisch fügt sich der Einsatz von Djembe-Trommeln, der besonders in dem Titel „The Silent Voice“ zu hören ist, in das musikalische Gesamtbild ein. Interessant ist bei diesem Song vor allem der Mittelteil, der fast wie ein eigenständiges Lied wirkt.
Die Sounds sind allesamt sehr eingängig und das Album ist in sich absolut stimmig. So ist es auch schon beim ersten Hören kein Problem, die CD an einem Stück bis zum Ende durch zu hören. Allerdings fällt es dadurch auch schwer, einzelne Stücke besonders zu definieren. „The Intimate Stranger“ muss man vielmehr als Gesamtkunstwerk betrachten.
Die älteren Semester unter uns werden sich vermutlich ein klein wenig in die 80er Jahre zurückversetzt fühlen. Denn dass Curious ihre ersten musikalischen Gehversuche als Cure-Cover-Band beschritten haben, kann man auch bei ihrem ersten komplett selbst komponiertem Album nur schwer überhören oder leugnen. Aber warum sollte man das auch? Curious gelingt es auf begeisternde Weise, eigene Ideen umzusetzen, ohne ihren grossen Vorbildern untreu zu werden. Und es ist ganz bestimmt kein Makel, die Fähigkeit zu besitzen, Musik machen zu können, die einer Band wie The Cure mehr als würdig ist. Faszinierend bleibt auch, wie verblüffend ähnlich Oliver Schlichters Gesang dem von Robert Smith ist, und dabei doch seine ganz eigene, charmante Note aufweist. Curious widmen sich einem Musikstil, der in den letzten Jahren im Zuge musikalischer Verrohung, leider ein wenig zu kurz gekommen ist.

„The Intimate Stranger“ – Melodischer Wohlklang für von unharmonischen Beats und Noise geschundene Ohren. Danke Curious!

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Pamela Stahl
Pamela Stahl ist ehemalige Mitarbeiterin von Mindbreed.