Was haben die Städte Duisburg, Bottrop und Berlin gemeinsam? Eigentlich nicht viel, möchte man, im ersten Augenblick, wohl meinen. Doch weit gefehlt, denn in der richtigen Konstellation vereint, stehen diese drei Metropolen für musikalisches Entertainment der Extraklasse und der kleinste gemeinsame Nenner hört auf den Namen Punkrock.
Wir schreiben den 09. Mai 2009.
Ort des Geschehens: Ein durchaus etwas zwielichtig wirkender, aber trotzdem urig sympathischer „Kulturtreff“ namens T5, irgendwo in Duisburg.
Zu Gast: 4 ambitionierte Musiker, im besten Alter, die sich auf die wehenden Fahnen geschrieben haben, den Ruhrpott zum Kochen zu bringen.
Es handelt sich um die „The Bottrops“- aus Berlin.
Bereits kurz vor 19.00 Uhr tummeln sich die ersten alternativ gekleidet und nicht zu vergessen „frisierten“ Menschen vor dem Club. Es ist ein lauer Abend und das Warten scheint von Niemandem als lästig empfunden zu werden, zumal sich neben der ein oder anderen Spirituose, zwischendurch auch die Musiker selbst unter die Gäste mischen, um sich angeregt und freundlich mit Selbigen zu unterhalten.
So vergeht die Zeit wahrhaft wie im Fluge und die Tatsache, dass die Vorband an diesem Abend erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf der Bühne erscheint, fällt weder ins Gewicht, noch überhaupt irgendwem so richtig auf.
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Das Vergnügen den Konzertabend eröffnen zu dürfen, hat an diesem schönen Tag die Band 2nd District. Rein optisch würde man die Musiker rund um Frontman Marc Ader sofort in finnische Goth-Rock Gefilde einordnen. Doch die blassen Jungs mit den schwarz gefärbten Haaren sprechen keinesfalls finnisch, sondern allesamt waschechten Ruhrpottslang und hatten somit ganz offenbar eine wesentlich kürzere Anreise nach Duisburg als zunächst vermutet.
Und tatsächlich kommen 2nd District direkt aus der Nachbarstadt Bochum. Genauer gesagt und wie die Band explizit betont aus Bochum – Langendreer-West. (Und wer schonmal mit der S-Bahn zur Bochumer Matrix gefahren und falsch ausgestiegen ist, weiss dass es da durchaus einen gravierenden Unterschied gibt.)
Musikalisch bewegen sich 2nd District irgendwo zwischen Punk- und Glamrock, wobei verglichen mit aktuellen Glam-Rock-Formationen, wie Big Boy, oder den The Pleasures, der Glamfaktor hier doch verschwindend gering erscheint.
Wie dem auch sei, ihren Job als Anheizer absolvieren 2nd District jedenfalls mehr als passabel, auch wenn die Publikumsmotivation nicht immer so ganz gelingen will. Aber die Band lässt sich, fehlenden Begeisterungsstürmen zum Trotz, nicht beirren und zieht ihr Programm konsequent und absolut straight durch.
Und genau deshalb gelingt es den sympathischen Musikern schlussendlich doch noch, mit bekannteren Songs wie „High Society“, oder „The hardest part is the living“ auch die verhaltensten Gäste zu begeistern.
Unter wohlverdientem Beifall verlassen 2nd District schliesslich nach einer knappen Stunde Spielzeit die Bühne, um die Arena für den Hauptact des heutigen Abend die „The Bottrops“ freizugeben.
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Nach einer kurzen Verschnaufpause erscheinen dann endlich Bang Bang Benno, Johnny Bottrop, Slash Vicious und Schlagzeug-Neuzugang Robo Borowski auf der Bildfläche und legen ohne Umschweife mit einem Song aus ihrem brandneuen Album Entertainment Overkill dem „Teleshop Romeo“ los. Augenblicklich wird es kuschelig eng vor der Bühne und gleichzeitig offenbart sich, für jeden merklich, für welche Band das Herz des Publikums an diesem Abend wirklich schlägt.
Das durchweg positive Feedback der Fans stößt bei den Musikern natürlich auf ebensolche Resonanz und deshalb geht es Schlag auf Schlag mit großartigen Feiersongs weiter, wobei den Jungs auf der Bühne, der Spaß an der Sache förmlich ins Gesicht geschrieben steht.
Nun folgendes, neues Songmaterial nehmen die anwesenden Konzertbesuchern genauso dankbar und enthusiastisch an, wie die altbekannten Stücke vom gleichnamigen Debutalbum „The Bottrops“. Tatsächlich können die meisten Fans die neuen Songs sogar bereits fehlerfrei mitsingen.
Gelegentlich geforderte Terrorgruppe-Klassiker werden von der Band ebenfalls, ohne mit der Wimper zu zucken, gespielt und sind von ihren Konzerten wohl auch kaum weg zu denken – sind und bleiben die „The Bottrops“ doch der legitime Nachfolger, der aufgelösten Terrorgruppe.
Lied für Lied steigt nicht nur die Stimmung im T5 Club, sondern auch die Temperatur in Selbigem. Doch das stört hier definitiv Niemanden. Es wird getanzt, gepogt und ausgelassen gefeiert. Langsam aber sicher, verwandelt sich der Konzertbereich in einen wahren Hexenkessel.
Zwischenzeitliche „technische Uneinigkeiten“ führen nicht zu unliebsamen Unterbrechungen, sondern werden von Gitarrist (und Sänger) Johnny Bottrop immer wieder gerne für Solo-Beiträge genutzt, welche einfach wunderbar zum leicht schrägen Punkrock-Image der Band passen.
Etwas schräg mag dem Bottrop-Konzert Neuling auch die Idealvorstellung „zwischenmenschlicher Kommunikation“, die bisweilen zwischen Sänger Bang Bang Benno und dem Publikum von statten geht, vorkommen. Doch dass der Umgang mit der deutschen Sprache auch schon mal etwas derberer Natur ist, bleibt im Rahmen eines Punkkonzertes natürlich verzeihlich.
Ein weiteres mal wird mehr als deutlich, wie stimmig die Chemie zwischen Band und Fans ist, als Freiwillige gesucht werden, die gemeinsam mit den „The Bottrops“ auf der Bühne den wunderschönen (Anti)-Lovesong „Von A-Z“ interpretieren dürfen. Ohne falsches Zaudern lassen sich die geeigneten „Opfer“ für diesen Part finden. Und Diese meistern ihren Job dann auch wirklich mit Bravour, was wiederum vom restlichen Publikum neidlos anerkannt wird.
Bei so viel guter Stimmung, einer bestens motivierten Band, die rockt was das Zeug hält und unzähligen, tollen Songs, die einfach nahtlos ins Blut gehen, bleibt schlussendlich der einzigste Wermutstropfen, dass die schöne Zeit irgendwie viel zu schnell dahin fliegt.
Und so endet nach ebenfalls einer guten Stunde Spielzeit und einer zu Recht geforderten Zugabe der bottropsche Bühnenzauber endgültig und die 4 Berliner Musiker entlassen ein sichtlich zerrocktes, aber umso glücklicheres Publikum in einen wahrlich unvergesslichen Maiabend.
Fazit: Ein rundum gelungenes Konzerterlebnis, dem einfach nichts mehr hinzuzufügen bleibt als ein kurzes und knackiges:
Duisburg sagt Danke an die Bottrops aus Berlin!!!












