jethro-tull-stand-up Ist denn schon Weihnachten? Das fragte ich mich, als ich die Post aufmachte und die Elevated Edition des Jethro Tull Albums Stand Up in der Hand hielt. Ich hatte die Original Vinylversion bereits einmal in die Finger gekriegt und war vor allem vom Artwork begeistert. Da war es nämlich so, dass, wenn man die Papphülle der Schallplatte aufklappt, die Band buchstäblich vor einem steht. (Sie klappt sich aus Pappe auf) – Und ja, zu meiner Freunde macht sie das auch in dieser Version – mehr dazu im Artikel.

Artwork: Die zwei CDs und die DVD kommen wie bereits die letzten Jethro Tull Editionen in einer buchartigen Hülle. Wenn man diese aufklappt, klappt die Band in bester Pop-up Karten-Manier vor einem auf – sehr cool. Im umfangreichen Booklet sind wie gewohnt jede Menge Hintergrundinfos. Genau das richtige, um an einem verregneten Herbsttag ein bisschen zu schmökern.

Tonqualität: Das Album wurde neu in Stereo für die CD-Version abgemischt. Hier gibt es absolut nichts zu beanstanden. Es macht einfach nur Spaß, es zu hören. Die zweite CD ist eine Liveaufnahme aus dem Jahre 1969 aus Stockholm. Auch hier ist die Tonqualität klasse, man vermisst nur ab und an mal die begeisterten Rufe des Publikums, die nur sehr dezent zu hören sind. Die DVD liefert unter anderem einen fetten DTS Remix und Flat Transfers des Albums. Hier kann man noch einmal tief in den Sound des Albums abtauchen.

Musik: Los geht es mit dem Titel „A New Day Yesterday“. Dieser behäbige Bluesrocksong will mich nicht so richtig mitreißen. Es gibt am Anfang eher fetten Gitarrenbluesrock bevor Frontmann Ian Anderson dann seine Querflöte auspackt und richtig loslegt. Weiter geht es dann „Jeffrey Goes To Leicaster Square“. Hinter dem seltsamen Titel verbirgt sich ein Song, den ich nicht so richtig einordnen kann. Ich würde ihn am ehesten in die Schublade Pop stecken. Die Querflöte trägt eine markante Melodie durch den kompletten Song, aber mir ist das Lied zu seltsam um den Funken richtig überspringen zu lassen. Richtig gefangen werde ich dann vom dritten Lied „Bourée“. Die Querflöte spielt ein Intro, das durchaus der klassischen Musik entstammen könnte. Danach steigen die Rockinstrumente ein und Ian Anderson dreht zu einer Glanzleistung des Querflötenspiels auf. Er spielt nicht nur die Flöte, sondern legt immer wieder seine Stimme mit in den Klang seines Instrumentes hinein. Das Ganze erinnert dann beinahe ans Beatboxen. Dies wechselt sich dann mit einem virtuosen Bassspiel ab. Genial!
Titel 5 „Look Into The Sun“ ist dann eine leichtbekömmliche Rockballade. Hier kann ich kaum auf dem Sofa still sitzen – man muss zumindest mitnicken und mit dem Fuß mitwippen. Danach gibt es dann bei „Nothing Is Easy“ noch einmal die volle Querflötendröhnung. Bei „Fat Man“ wird man eher an Sound aus Indien erinnert. Hier wird die Band wieder experimentell und man fühlt den Geist der 70er Jahre. Ab Titel 11 gibt es dann bereits auf der ersten CD feinstes Bonusmaterial. Hier z.B. der Klassiker „Living In The Past“ – und buchstäblich wird man direkt in das Zeitgefühl der wilden 70er hineingezogen und spürt förmlich die Sommer der freien Liebe. Der darauf folgende „Driving Song“ ist dann ein virtuoser Bluesrock Song. Ein schmutziger, verzerrter Gitarrensound paart sich mit dem markanten Gesang von Ian Anderson. Auch hier ist Kopfnicken angesagt. Tja, und so geht die CD auch spannend weiter, aber das könnt ihr selbst hören.

Die zweite CD Live At Stockholm Konserthuset (1969) beginnt damit, wie sich der Frontmann erst einmal über den schlechten Sound des Leihequipments beschwert. Tja, da macht man wohl nichts anderes außer einfach mit „Sunday Feeling“ einfach loszurocken. Das ist Lied ist ein derber Rocksong, der einen fetten Groove hat. Dynamischer, schneller und funky geht es mit „Martin‘s Tune“ weiter. Dies ist einfach nur ein hammergenialer experimenteller Track. Es macht einfach Spaß diesen zu hören, mich reißt es dabei vom Sofa hoch um alleine über den Teppich zu tanzen.
„To Be Sad Is A Mad Way To Be“ ist dann wiederum ein sehr dynamischer Bluesrocksong. Auch hier scheint sich die Band von allen Regeln zu lösen und man merkt bei jedem Takt, was für geniale Musiker dort spielen. Ein Anspieltipp dieser CD ist dann noch „Dharma For One“. Hier tritt die Band auch wieder ordentlich aufs Gaspedal und der Drummer Clive Bunker darf sich mal so richtig am Schlagzeug austoben. Und hier ich da im Hintergrund ein Kazoo? Definitiv eine spannende CD, die noch experimenteller als das Studio Album ist.

DVD – … und als ob zwei bis zum Rand vollgestopfte CD nicht schon genug wären. Nein, es gibt auch noch eine DVD mit fettem Audio und Tonmaterial. Wie bereits erwähnt, ist das komplette Album noch einmal im DTS Tonformat drauf. Es gibt dazu auch noch einen Flat Transfer einiger Songs und Video Footage des Konzerts. Das dürft ihr dann in Ruhe für euch selbst erkunden.

Fazit: Jethro Tulls Stand Up Album ist in der Elevated Edition ein absolut tolles Paket für jeden Rockliebhaber. Denn es gibt neben Bluesrock und Jazz auch klassische Elemente, die Mastermind Ian Anderson gesanglich und an der Querflöte perfekt verschmelzen lässt. Das Album enthält bereits sehr viele experimentelle Einflüsse, die auf der Live CD noch mehr hervorstechen. Das Paket wird dann durch eine vollgestopfte DVD noch abgerundet.

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