oxygene-3-jean-michel-jarre Weihnachten naht und ich bekomme mit Oxygene 3 eine neue Platte. Das ist richtig, obwohl ich bereits eine Platte von Jean-Michel Jarre von ganz früher habe. Mir war es gelungen eine Platte des Künstlers von einem (einzigen) DDR Label für zeitgenössische Musik zu ergattern. Elektronische Musik war angesagt.
Jetzt kann ich auf meine Rezensionen zu Pink Floyd verweisen. Diese Band hat viel mit Synthesizern gearbeitet, dazu aber auch andere Instrumente verwendet. In der Malerei würde ich von „gegenständlich“ sprechen, da eine Geschichte oder Bilder erzählt werden. Hierzu setzen Pink Floyd auch echte Tönen von Tieren, Menschen oder Geräten ein. Auch Isao Tomita bezieht sich in seiner Musik auf die „Bilder einer Ausstellung“ (Mussorgski). Er benutzte damals schon einen großen MOOG Synthesizer den auch Jean-Michel Jarre verwendete.
Im Gegensatz dazu sehe ich Jarre bezogen auf die Malerei im Abstrakten agieren. Er schafft Klangwelten die Stimmungen erzeugen sollen und fern von Bildern sind.
Oxygene 3 ist brandneu von Dezember 2016. 40 Jahre nach Oxygene entstand es als 19. Studioalbum.

Artwork: Das Cover von „Oxygene 3 ziert eine Erdkugel die beschädigt ist und den Blick auf einen menschlichen Schädel frei gibt. Das zeigt unmißverständliche die Haltung des Künstlers zur Zerstörung der Erde durch den Menschen. Geschaffen wurde das Bild von Michel Granger. Im Inneren werden auf 31 kleinen Karten Teile seiner elektronischen Ausrüstung, die er massgeblich mitgestaltete, gezeigt. Und er schreibt als Kommentar, das er mehr Zeit mit elektronischen Instrumenten, Synthesizern und Keyboards verbracht hat als mit Menschen. Hinten ist er selbst als Halbporträt. Ergänzt wird diese Seite mit dem nötigen Kleingedruckten.

Tonqualität: Beim Auspacken gibt es eine Überraschung. Das Material der Platte ist nicht schwarz sondern durchsichtig, besser gesagt transparent, da jemand eine Rille drauf gemacht hat. Das Innenlabel ist nicht aus Papier sondern farbig aufgedruckt, sehr schön. Zum Klang kann ich nur sagen, das für gute, nochdazu ausgefeilte elektronische Musik eine Platte ausgewogener und weicher klingt als moderne Medien.

Musik: Hier kann ich direkt überleiten zu den einzelnen Abschnitten. Mit Bässen geht Part 14 kurz los und ein schneller Grund Beat gestaltet die Keyboardmelodie. Jean-Michele Jarre arbeitet auch mit dem Raum und lässt Klänge wandern.
Im Part 15 arbeitet er mehr mit Hall und Effekten, was auf einer guten Anlage sehr spacig klingt.
Nach einigen als störend empfundenen Geräuschen wird der Titel Part 16 angelehnt an die Musik von Oxygene gestaltet. Unmerklich ist die Zeit verlaufen und die Scheibe will gewendet werden.
Auch im Part 17 ist die Musik schnell und rhythmusbetont. „Teil 18″ ist ruhiger und langsamer, sehr langsam. Zeit zum Träumen, in weißen Wolken gleiten man dahin. Zum Aufwachen in Part 19 ist der Puls wieder beschleunigt und die Tönen springen im Raum hin und her. Eine Kirchenorgel mit Anlaufschwierigkeiten hat wohl für den letzen „Titel 20“ die Idee gegeben. Es klingt beängstigend, wenn ein so großes Instrument abgewürgt wird, Ursache scheint ein Unwetter zu sein, was sich im Hintergrund andeutet. Dann geht musikalisch die Sonne auf, ein wuchtiger Klangteppich breitet sich gemächlich auf der Landschaft aus. Damit schließt die Musik doch zuversichtlich die Platte ab.

Fazit: Auch nach 40 Jahren schafft es Jean-Michel Jarre noch die Musikfans zu begeistern. Die technischen Mittel haben sich enorm weiterentwickelt, man muss sie aber auch gekonnt einsetzen und das zeichnet Oxygene 3 aus. Meine Empfehlung ist, genießt die Platte auf einer guten Anlage und in Ruhe, dann hört man die ausgefeilten Sounds und man kann sich selbst ein Bild machen, wie der Maler sagt.

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