Darth Frogger - Fun Gothic Ihr habt Fragen. Ganz viele Fragen an mich„. Zum Beispiel: Wer ist Darth Frogger? Was ist „Fun Gothic“, welches Tier legt einen Musikfladen und warum ist das Factsheet grün? Diese und andere Fragen versuche ich im folgenden Review zu klären.

Da flattert also wieder einmal ein Promopaket ins Haus. Absender ist nicht Sony, Nuclear Blast oder wie die ganzen Großen heißen, sondern „Musikfladen“, das „Non-Profit-Label für Un-Kultur„. Das Anschreiben prophezeit anstehende „düstere Zeiten„, denn Darth Frogger hat sein erstes Album „im Sarg“. Das wirft jetzt zunächst mal mehr Fragen auf als es klärt, aber immerhin werde ich „für intellektuell aufnahmefähig und schmerzbefreit genug gehalten, sich dem Phänomen Fun-Gothic nähern zu können„.

Darth Frogger, so erklärt es mir das froschgrüne Factsheet, ist ein Wesen, „halb Frosch, halb Sithlord„, und heißt mit bürgerlichem Namen eigentlich Danny Wenzel. Unterstützt wird Danny von Mike Witschi („Nerd Cobain„, Komposition, Arrangement, Aufnahme), Daniel Hagen („Hagonis„, Gitarren) und „Naomi Sample“ (Chiptunes). Und was da aus den Boxen kommt, weiß man offenbar selbst nicht so genau.

Nungut, hören wir mal rein. „Ich zeig es Euch“ eröffnet mit Retrosounds und dem ersten Satz dieser Rezension. Dass eine dieser Fragen eben auch „Was ist Fun Gothic“ lautet, kann man unter grauenhaft abgemischtem Gitarrengeschrammel und, nun, nennen wir es mal „Gesang“, gerade so verstehen. Auch, dass der Sänger darüber nicht sonderlich erbaut zu sein scheint und die Antwort lautet: „Ich zeig es Euch„. Wirklich schlauer bin ich am Ende des Openers nicht.

Auf dem Tisch steht ein…“ spannt einen ganze 49 Sekunden lang auf die Folter. Gerade, wenn die Spannung kaum mehr auszuhalten ist, erfährt man, was denn da auf dem Tisch steht (Spoiler: Ein Atari!).

Eine Mumie“ setzt sich mit der Produktion einer ebensolchen auseinander, die offenbar vornehmlich aus „wickeln, wickeln, […], wickeln“ besteht, nachdem man das Gehirn aus der Nase gezogen hat. Nach einer Minute ist die Mumie fertig und mein Gehirn weich, dass es vermutlich auch von selbst aus der Nase fließen würde.

Ein Hunni und ein Fuffi“ thematisiert (laut Factsheet) auf etwas mehr als eineinhalb Minuten den Kapitalismus. Was allerdings 150 $Währung und die Tatsache, dass die Mädels den Protagonisten klasse finden mit Kapitalismus zu tun hat, wird nicht klar. Seichter Pop ohne Gitarren ermöglichen es aber immerhin, dass man die Spar-Lyrics versteht.

Das wird teuer“ startet vielversprechend, gibt es hier etwa ernsthafte Musik? Leider nicht, denn auch wenn die Grundzüge nicht übel sind, scheitert es wieder an der Umsetzung. Immerhin aber ein Song mit Potential.

Auf welcher Ebene sich der Hörer belustigt und auf welcher belästigt fühlt, hängt ganz vom Kunden ab. Reibungsfläche bietet der Lord der grünen Dunkelheit jedenfalls genug. Wortwitz, morbides Gedankengut, Fremdscham, Hass, Albernheit, Kitsch, Kalauer… (Factsheet)

Das Serienkiller nicht gleich Serienkiller ist, zeigt Darth Frogger mit „Serienkiller„. Netflix und Co. lassen grüßen, welch Wortwitz.

Schmelzen“ markiert die Halbzeit, ist angeblich eine Ballade und thematisiert – wie könnte es auch anders sein – die Liebe. Angesichts der Gesangskünste schmilzt aber eher das Innenohr oder die Kondensatoren der Anlage brennen durch, denn was da aus den Boxen quillt, grenzt hart an Körperverletzung.

An dieser Stelle ist der Punkt erreicht, wo ich die letzten Songs kurz anspiele, mir weitere Qualen und Tipperei erspare, und die Scheibe der Mülltrennung zuführe. Denn es wird nicht besser.

Provokation um der reinen Provokation Willen – man mag dazu stehen wie man will. Für ein grottenschlechtes, hingerotztes Produkt aber noch Geld zu verlangen ist jedoch relativ unverschämt. Man könnte jetzt argumentieren, das ich nicht „intellektuell aufnahmefähig“ genug sei, oder man das Album ja komplett auf der Website streamen könne – das mag alles sein, die an diese Rezension verlorene Lebenszeit kann mir aber dennoch leider niemand ersetzen. Und die Materialien für die Produktion hätte man sicherlich sinnvoller verwerten können, zum Beispiel für Hörschutz.

Wie man – zumindest qualitativ – gut parodiert zeigt aktuell Sataninchen. Darth Froggers Debütalbum hingegen könnte man hingegen unter „war stets bemüht“ verbuchen, denn zumindest das Cover ist lustig. Ansonsten bleibt mir nur zu hoffen, dass der Sarg, in den das Album offenbar geworfen wurde, schnell zugenagelt wird.

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Matthias Irrgang
Von Anfang an dabei, lag mein Hauptaugenmerk zunächst vor allem auf der technischen Realisation des Magazins. Inhaltlich habe ich mich über die Jahre vom Allrounder weg, hin zu den Bereichen Konzertfotografie und Newsredaktion entwickelt. Man trifft mich regelmäßig vor den Bühnen diverser Clubs in NRW, sowie auf meinen Pflichtfestivals (M'era Luna, Amphi Festival).