Am 21. Juni 2013 erscheint mit „Heile, heile Segen“ die erste Singleauskopplung aus Mono Inc.’s kommendem Album „Nimmermehr“.
Ich erhielt gut eine Woche vorher ein digitales Bemusterungsexemplar, und zugegebenermaßen war meine Erwartungshaltung hoch. Denn mit After the War (2012) konnten Mono Inc. schließlich zeigen, dass sie ihren Stil konsequent weiter ausbauen und zeitgleich ihrer Linie treu bleiben können. Was folgt jetzt?
„Ein neues Kapitel ihres Schaffens“ verkündet der Werbetext – gut, das hört man alle Nase lang. Aber noch während die Datei lädt, fliegt mein Blick weiter und bleibt an zwei kleinen Worten hängen: „deutsche Sprache„! Wie bitte? Mono Inc. und deutsche Sprache?
Dass es sich dabei nicht um einen Vertipper handelt beweist im gleichen Moment mein Soundsystem, aus dem zu nachtschlafender Zeit markerschütternde Bässe dröhnen – und Martin Englers Stimme, die auf deutsch singt. Wobei „stottern“ es teilweise besser trifft.
Das ist also der neue Sound von Mono Inc.? Ein Kinderreim als Refrain und ein paar Stotterlyrics die man leider auf das Schema „reim dich oder ich fress dich“ herunterbrechen kann? Spätestens als die Kinderstimme auch noch verzerrt aus den Boxen plärrt, macht sich ein Grinsen auf meinem Gesicht breit. Das kann doch nicht ihr Ernst sein?
Mittlerweile sind 48 Stunden vergangen, inzwischen habe ich das Lied gut drei Stunden lang gehört. Ja, ich gebe zu, es ist ein Ohrwurm, aber das ist „Das rote Pferd“ von Markus Becker ab einer gewissen Blutalkoholkonzentration auch. Ich überlege, wie dieser Song wohl live wirken könnte und sehe Mono Inc. vor meinem inneren Auge im August auf dem M’era Luna Festival vor Zehntausenden spielen – und die Menge feiert begeistert zu einem vergothic-rockten Kinderlied ab. Erneut muss ich grinsen, diesmal aufgrund der Absurdität dieses Gedankens.
Unweigerlich muss ich an Oomph! denken, die ihrer Karrierte 2004 mit „Augen auf!“ einen öffentlichkeitswirksamen Schub verpassten – und manchen Fan der ersten Stunde verprellten.
„Heile, heile Segen“ ist keine Weiterentwicklung, es ist ein neuer Weg. Und nach den ersten Metern eines neuen Weges kann man sich entscheiden, ob man ihn weitergehen möchte oder nicht. Vielleicht schlagen Mono Inc. bewusst diesen Weg ein, um neue Zielgruppen zu erreichen – wie so etwas funktionieren kann, hat ja nicht zuletzt Unheilig vorgemacht. Vielleicht ist dieses massentaugliche Kinderlied aber auch nur ein Experiment, ein Teil der vorbildlichen Unterstützungsarbeit für die Stiftung Bärenherz.
Am 3. August 2013 erscheint das neue Album Nimmermehr – dann werden wir wissen, ob Martin, Katha, Carl und Manuel diesen neuen Weg zuende gegangen sind, oder ob es nur ein kurzer, experimenteller Abstecher war.
Update vom 21. Juni 2013: Inzwischen ist die Single erschienen und die Band gab neben Hintergründen zur Songentstehung bekannt, die Einnahmen der ersten 7 Tage komplett an Bärenherz e.V. zu spenden. Das macht das Lied zwar nicht besser, jedoch nachvollziehbarer.
