Led Zeppelin Led Zeppelin sind und bleiben Giganten der Musikgeschichte an denen niemand so schnell vorbeikommt. Nach 40 Jahren veröffentlichen sie noch einmal ihren damals vierten Langspieler Physical Graffiti. Natürlich hab ich wie jeder Rockfan ihr Best Of Album Mothership Earth im Plattenregal und nun bekam ich die Möglichkeit, etwas tiefer in die Geschichte der Band zu schauen.

Artwork: Alleine die Aufmachung der Deluxe Edition der CD ist ein Höhepunkt für sich. Man traut sich anfangs gar nicht, die Schutzfolie zu lösen, doch die Neugier über den physischen und musikalischen Inhalt setzt sich irgendwann dann doch durch. Das Cover zeigt auf Vor- und Rückseite einen Häuserblock, bei dem als Besonderheit die Fenster ausgestanzt sind. Als Gimmick kann man sowohl den Pappeinleger, die CD-Hüllen aus Pappe und das Booklet einlegen, was immer wieder ein anderes Cover ergibt. Im Booklet gibt es einige Fotos der Band aus der damaligen Zeit.

Tonqualität: Das Doppelalbum wurde perfekt digital remastered. Der Gesang von Robert Plant kommt rüber, als würde ich direkt neben ihm im Studio stehen während er die Platte gerade einsingt. Auch die Gitarrensounds und das unverkennbare Schlagzeug kommen sehr sauber rüber.

Musik: Das vierte Album der Band wird sowohl als Meilenstein der Rockgeschichte als auch ihrer Karriere bezeichnet. Ich werde hier auf ausgewählte Songs eingehen.
Der Opener der ersten Platte Custard Pie ist eine klassische Bluesrocknummer. Kreischende Gitarren paaren sich hier mit der rauen Stimme der Frontmanns Robert Plant. Das ganze wird von groovigen Rhythmus begleitet, während die Gitarre Jimmy Page sich immer wieder angenehm in den Vordergrund faucht. Danach folgt The Rover. Hier bekommt der Hörer einen klassischen Rocksong – natürlich mit eingängigem Schlagzeugrhythmus und Gitarre. Oben drauf gibt es einen perfekt gekreischten Gesang und einen Basslauf, der erst nicht auffällt, aber unentbehrlich für den Song ist. Das dritte Stück In My Time Of Dying beginnt langsam und steigert sich dann immer mehr in einem Stil, den man als Vorderstufe des Progressive Rock sehen könnte. Dieser Song klingt mit seinen Tempowechsel immer wieder wild und genau das macht den Sound der Band aus. Hier gibt es eben keinen monotonen Pop, sondern viel mehr Musik, für die man sich Zeit beim Zuhören nehmen muss. Höhepunkt der ersten CD (beim ersten Hören) war die letzte Nummer Kashmir. Wer kennt nicht die geniale Coverversion Come With Me von Puff Daddy. Doch das Erfolgskonzept des Coversongs war, dass es eben so verdammt nah am Original lag. Denn das Original ist für mich immer noch einer der besten Rock Tracks aller Zeiten. Die Acht-Minuten-Nummer ist durch die Kombination von Rockelementen und dem Einsatz Klassischer Instrumente (Streicher und Blechbläser) ebenso brillant wie einzigartig. Dazu immer wieder dieser groovige aber treibende Rhythmus in Kombination der der beinahe krächzenden Stimme von Robert. Absolut genial!

Nun zur zweiten CD: Der erste Titel In The Light startet mit orientalischen Klängen und schleppt sich melancholisch-zugedröhnt dahin. Auch hier zeigt sich, dass Zeppelin weit über den massentauglichen Mainstream stehen. Man muss sich wirklich auf diesen Song einlassen um ihn zu mögen. Er klingt auch ähnlich dem Doors Sound, bei man sich auch oft fragt, ob da bewusstseinserweiternde Drogen im Spiel waren. Das darauf folgende Gitarreninstrumentalstück klingt dagegen wie eine leichtbekömmliche Übung aus dem Gitarrenunterricht. Down By The Seaside ist eine entspannte Ballade, die an Sommer, Strand und Meer erinnert. Ten Years Gone holt dann als wirklich alles Ertragbare aus der Jimmy-Page-Gitarrenpolyphonie heraus. Hier stehen ganz klar die Klänge der elektrischen Saiteninstrumente im Vordergrund ohne eintönig zu wirken. Der Rauswerfer Sick Again ist dann noch mal ein krachender Abschluss. Groovig, rockig und im klassischen Stil macht das Stück noch mal richtig Spaß.

Als Bonus der 40th Anniversary Deluxe Edition gibt es noch eine Companion Disc als besonderes Schmankerl für die Fans. Hier gibt es beispielsweise den Initial Rough Mix von Brandy & Coke, das dann als Trampled Under Food auf die finale Platte kam. Plus eben weitere Songs des Albums in einem etwas anderen, wie eben auch Driving Through Kashmir welches eine minimal andere Struktur des Songs zeigt.

Fazit: Natürlich ist es immer schwer, das Rad neu zu erfinden. Daher haben Led Zeppelin ihr viertes Studioalbum Physical Graffiti noch einmal remastered aufgelegt und auch noch eine Bonus CD beigelegt. Das Album ist für jeden Rock Fan wirklich empfehlenswert. Das Album spiegelt das komplette musikalische Potenzial der Band wider und macht einfach nur Spaß beim Hören. Man sollte sich dafür allerdings einiges an Zeit nehmen, um wirklich alle Feinheiten schätzen zu lernen. Denn viele Songs sind eben nicht leicht bekömmlicher Mainstreamrock. Hier kann man wirklich die musikalischen Wurzeln von heutigem Rock, Progressive Rock, Metal und vielen anderen Subkategorien hören. Doch wer das Geld und Zeit investiert, wird auch reich belohnt!

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