Unser rasender Reporter Dr. Stephan Wüstenhagen ist wieder unterwegs – nach dem Roskilde und dem Rockharz Festival diesmal auf und in Wacken!

Wie auch bei den letzten Festivals erhaltet ihr seine Eindrücke direkt vom Festivalgelände.

Donnerstag, 4.8.2011

Anreise, Blind Guardian und Ozzy Donnerstag morgen, Abfahrt bei herrlichen Wetter in Dänemark und dann im Tiefflug (unter Beachtung der lokalen Geschwindigkeitslimits) ins gelobte Land. Der Tag begann früh und friedlich und bereits gegen 9Uhr errichte ich das heilige Wacken, leider begann es exakt dann auch ordentlich zu regnen. Danach erfolgte erst mal die obligatorische Begrüssung meiner Freunde und Pressekollegen im Basecamp – einem netten Pavillon auf dem Pressezeltplatz hinter der Bühne.

Der Tag begann langsam, denn ein Teil war bereits gestern anreist und hatte anscheinend schon einmal dem Alkohol gefröhnt.

Die erste Band für uns war Maiden United. Die Jungs spielten auf der Wackliger Stage am anderen Ende des Festivalgeländes. Es ist so eine Art Iron Maiden Coverband, die allerdings alle Songs auf Akustik spielt. Das zu hören während die Sonne wieder hervorkam und das Festival erst mal so richtig durchstarten sollte – Ne das passte nicht so ganz. Spieltechnisch sicherlich ein Genuss, aber so was ist eher was zum Ausklingen fürs Lagerfeuer.

Als nächstes kamen dann auf dem großen Platz Helloween. Boah, erst mal 10 min Stromausfall und dann ging es auch irgendwann mit Heavy Metal vom feinsten los, irgendwie nur zwischendurch nen bissel viel Gelaber.

Dann ginge richtig los! Blind Guardian, das neue Album ist eines meiner All Time Favourites und ich fragte mich die ganze Zeit, wie diese fast überproduzierte Scheibe präsentiert wird. Intro war auch der Startsong des neuen Albums At The Edge Of Time, ein Klassiker der auch auf unserer Mindbreed Referenzanlage einfach nur kracht. Es folgten natürlich einige Klassiker des Herr der Ringe Album. Als vorletzten Songs kam The Bards Song, auch Metaller dürfen weinen und zum Abschluss, mit ordentlich Pyro, Mirror Mirror. Boah war das genial!

Einziges kleines Manko waren die Ströme von Crowdsurfern, die wir über unseren Kopf gleiten liessen. Teilweise musste man aus Angst vor Stiefeln am Hinterkopf mehr nach hinten als nach vorne schauen, aber gut wer das nicht mag, muss sich eben den Livestream mit der Dose Bier vorm heimischen Flatscreen anschauen.

Danach Kamm The Wizard of Ozz – The Ozmaster – Ozzy Ozbourne persönlich. Wir hatten im Vorfeld alle Angst um Ozzys Gesundheitszustand. Aber für gefühlte biologische 180 Jahre und den Bildern im Fernsehen bei der Serie The Ozbournes, da war der Meister ja echt fit. 90 min waren angesetzt und er drückte alle Kracher durch, nach ca. 65 min bekam die Band erst mal 20 min für Schlagzeug und Gitarrensolo, während sich Ozzy wahrscheinlich in die Obhut seines Reanimationsteams begab. Dann ging es aber noch mal volles Brett mit Warpigs, Mama I’m coming home und als Rausschmeisser Paranoid.

Paranoid war ja schon immer ein Klassiker, und das nich nur seit der lustigen Werbung für ein blaue Tankstelle. Ich bin mehr als glücklich den Meister und Legende von Black Sabbath live gesehen zu haben und er war fit wie nie! Black Sabbath haben ja gleich mehrere Genres geprägt und waren seinerzeit schon Legenden. Wer also mal einen lebenden Dinosaurier sehen will, der sollte den Meister mal live erleben.

Danach ging es noch etwas mit meinen Freunden über den Platz und ins Pressecamp, hier war allerdings auch etwas die Luft raus.

Tja und nach einem kleinen Snack 2:00 – Erbsensuppe aus der Dose, ging es endlich gepflegt in den Schlafsack im Auto.

Freitag, 5.8.2011

Am zweiten Morgen wurde ich von einem sanften Regenschauer geweckt, doch ich drehte mich auf meinem Domizil im Kofferraum noch ein mal und schlief weiter. Ja, etwas Luxus und Trockenheit sollte gegönnt sein. Böse Zungen behaupten, Wacken wäre mittlerweile Facebook und warm duschen. So extrem würe ich es nich sehen, aber als Pressemitarbeiter hat man ein paar Annehmlichkeiten. Die erste Band des Tages für uns war Suicidal Tendencies – Crossover aus den USA. Meinen Geschmack hat es nicht ganz getroffen, aber dem Publikum hat es mehr als gefallen und das bereits am Mittag des 2. Festivaltages.


Dann folgte für mich eine kleine Schaffenspause und Sight Seeing auf dem Gelände, bevor wir zu Sodom gingen. Sodom ist in Kennerkreisen ein Begriff und die Jungs haben sich auch auf dem Wacken nicht lumpen lassen und herrlichen Metal um die Ohren gehauen.


Dann folgten As i lay dying – Wow, ich hab nur von einer der Terassen gesehen, was da unten abgeht. Krasse Sache, wie die Masse hüpfte. Danach folgten für mich Heaven shall burn – Ich glaub man nennt das Metalcore, auf jeden Fall megafettes Konzert, auch wenn es nicht ganz mehr mein Musikgeschmack ist.

Tja und dann folgte noch ein mal eine kleine Snackpause auf dem Zeltplatz. Bevor endlich, ja endlich Judas Priest kamen. Bereits zu Lebzeiten sind sie Legenden und die Jungs liessen sich nicht lumpen. Mehr als zwei Stunden zauberten sie einen Klassiker nach dem anderen aus dem Ärmel, aber auch den Titelsong des zuletzt herausgekommenen Konzeptalbums Nostradamus. Einfach nur genial. Ich hatte die Jungs bereits 2009 in der Schweiz gesehen, aber kein vergleich zu der genialen Show, die sie dieses Jahr auf Wacken ablieferten.


Die letzte Band des Tages für mich waren Airbourne. Ich muss zugeben, ich kannte die Band nur vom hören und sagen. Irgendwie sehr, sehr geil die live zu hören, auch wenn es irgendwie immer wie AC/DC nur nen bissel schneller klingt. Aber beide Bands kommen aus Australien, vielleicht liegt es also an den gemeinsamen Wurzeln.

Bis Apocalyptica hab ich dann leider nicht mehr durchgehalten, aber zwei Tage Festival gingen auch nicht spurlos an mir vorbei.



Samstag, 6.8.2011


Das Ende naht, ja wird sind mittlerweile bei Tag 3 angekommen. Auch dieser Morgen begann mit einem kurzen, aber kräftigen Regenschauer und euer rasende Reporter drehte sich wie immer noch ein mal im gemütlichen Schlafsack im Kofferraum herum. Als sich langsam der Nebel verzog und die Sonne schüchtern hinter den Bergen vorkam wurde es Zeit für die üblichen Geschäfte des Tages: Stuhlgang, Duschen (mannomann waren die Duschen heiss, es schon fast unangenehm), Bilder auf den Rechner ziehen und sortieren und natürlich den Bericht des Vortages schreiben. So langsam kommt auch etwas Wehmut auf, denn ein wundervoller und lauter Kurzurlaub ins gelobte Land neigt sich dem Ende, immerhin erspare ich mir das Zeltabbauen.


Der Tag versprach einiges, auf demFestivalgelände ging es für mich mit Kataklysmen los – Oh mein Gott, ich kannte die Band vorher nicht, aber es war einfach mal laut. Dann ging ich auf eine der Aussichtsplattformen um die Szenerie zu geniessen und plötzlich meinte der Sänger: So jetzt kommt der ultimative Stresstest für die Securities, die langweilen sich und bekommen auch ordentlich Geld. Ich will eine Lawine von Menschen hier nach vorne sehen – So war es dann auch, Crowdsurfer ohne Ende.


Dann folgten Dir En Grey, eine Band die ich vor Jahren mal auf dem M´era Luna gesehen habe. Irgendwie fand ich die damals total genial und habe mich am Samstag gewundert warum kaum Leute vor der Bühen standen. Gut dann sah ich es genau so, irgendwie eine Mischung von Metal und einer Katze (das war der Großteil des Gesangs), der man am Schwanz zieht. Also erst mal wieder nen Pitstop im Basecamp einlegen und dann ging es auf die höchste Bar des Geländes. Mit einem Autokran wurde die komplette Bar, eines großen namhaften Kräuterlikorhersteller nach oben gezogen. Ich muss zugeben mir war wirklich etwas mulmig, denn im Gegensatz zu den Gästen, die mit 4-fach Punktgurten auf dem Sitz fixiert wurden, gab es für mich auf dem “Stehplatz” den netten Hinweis – Immer schön festhalten. Es hat sich echt gelohnt, auch wenn mein kollege und ich etwas bleich wurden. Das komplette Ausmass des geländes konnten wir dennoch nur erahnen.


Irgendwie war uns dann noch nciht nach Musik und des Wetter zog zu. Also ging es mal ins Bullhead Zelt. Zunächst gab es Wrestling, sehr sehr lustig, denn es sah schon spektulär aus und natürlich wurde viel mit Klischees gespielt. Die Guten gewannen am Ende immer und bis auf meine Lachmuskeln wurde nichts verletzt. Dann gab es noch eine Runde Miss Wet T-Short Contest, auch so etwas gibt es auf Wacken und irgendwie ein Teil der Kultur, Man(n) muss es sich ja auch nicht anschauen!


In leichtem Nieselregen ging es dann gemütlich wieder aufs Gelände, als Avantasia ihre letzten epischen Klänge über den Platz jagten. Avantasia ist wirklich reine Geschmackssache, sehr gute Musik, aber auf Festivals finde ich die Musik einfach zu verspielt. Meine kleine Reisegruppe war etwas unschlüssig und wir entschieden uns dann zu Danko Jones zu gehen. Auch ihn kannte ich von vor einigen Jahren, als er in der Göttinger Mensa auftrat. Irgendwie konnte ich das Ganze aber nicht wieder erkennen, es war auch Rock, aber irgendwie schwerfällig und nicht so druckvoll wie ein Duracellhase auf Speed, als ich ihn das letzte mal sah. Also entschieden wir uns in der Mitte des Konzertes zu Kreator zu wechseln. Kreator ist ein fester Begriff auf Wacken und in der Trash metal Szene. Ich fands genial, laut und druckvoll wie immer, die Jungs machen es genau richtig, never change a winning system. Es kamen natürlich auch Songs des aktuellen Albums, aber die Kracher aus den alten Tagen zogen deutlich besser.


Motörhead – Angeblich Dauergast in Wacken und dennoch hab ich sie nun erst bei meinem 4. Wacken live erleben dürfen. Mitten im Publikum und schon leicht müde von den letzten 3 Tagen zeigte sich mir Lemmi auf der Bühne und es ertönte sein berühmtes Zitat: “We are Motörhead and we play rock n´roll” Tja weisste bescheid, eine Wand aus Bass, Gitarre und Schlagzeug pflügte sich über den Platz, mehr als genial. Gerade Lemmis Gesang und Bassspiel ist nicht wirklich das anspruchsvollste auf der Welt aber es passt wie die Faust aufs Auge ins Konzept.

Zwischendurch gab es noch ein Schlagzeugsolo, dass sich sehen lassen konnte. Fast etwas verspielt war es, als ein Bomber aus Gestänge mit tonnenweise Scheinwerfern während des Songs Bomber von der Decke herabgelassen wurde. Insgesamt ein sehr geniales Konzert, kleiner Wehrmutstropfen waren die tonnenweise Crowdsurfer, denn man musste teilweise mehr nach hinten als nach vorne schauen um nicht einen großen schwarzen Stiefel auf den Hinterkopf zu bekommen. Ich weiss, dass man das Thema Crowdsurfen seitenlang an dieser Stelle diskutieren könnte, die Leute dürfen gerne ihren Spass haben und es gehört eben zu Wacken dazu, wer es nicht mag, kann ja auch gerne an den Rand gehen, für mich war es allerdings zu diesem Zeitpunkt schon zu spät. Denn bis zum rettenden Presseausgang waren es 200m Luftlinie allerdings in jede Richtung 20.000 Menschen. Letztlich ging ja alles gut und war megagenial. (Nur als kurze Randbemerkung, ich mag es wirklich, dass sich in Wacken jeder austoben kann wie es ihm gefällt, Hüpfen, Springen, Pogen, Schreien… Allerdings liebe Leute, lasst die Leute in Ruhe, die sich einfach nur an den Rand stellen und der Musik lauschen wollen).


Dann kam auch langsam das Abreisewetter, der Nieselregen wurde stärker bis es dann irgendwann in Strömen regnete und ich meinen Weg nach Norden antrat.


Fazit: 3 Tage Urlaub, ein sehr geniales Festival, sehr feine Bands, die mir noch auf meiner Liste “Bands, die man ein mal in seinem Leben gesehen haben muss” fehlten und nette Kollegen/Freunde im Camp. Meckern kann man immer über kleine Dinge bei der Orga, ich halte mich hier bewusst zurück, denn man sollte es erst mal besser machen bevor man in Genörgel verfällt.


Der Vorverkauf für Wacken 2012 beginnt ab dem 8.8.2011 und auf der Liste stehen bereits Scorpions, mit ihrem wahrscheinlich letzten Open Air Konzertes in Deutschland, Gamma Ray, Amon Amarth, Hammerfall…



Also ran an die begehrten Tickets – Ich hoffe wir sehen uns im nächsten Jahr wieder – Nehmt Rücksicht und feiert schön ;-)

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Matthias Irrgang
Von Anfang an dabei, lag mein Hauptaugenmerk zunächst vor allem auf der technischen Realisation des Magazins. Inhaltlich habe ich mich über die Jahre vom Allrounder weg, hin zu den Bereichen Konzertfotografie und Newsredaktion entwickelt. Man trifft mich regelmäßig vor den Bühnen diverser Clubs in NRW, sowie auf meinen Pflichtfestivals (M'era Luna, Amphi Festival).