Die Zitadelle Spandau war dieses Jahr an 2 Tagen Ziel der schwarzen Szene. Namhafte Bands erfreuten ihre Anhänger in den Richtungen Folk & Rock, welche aber zeitlich getrennt präsentiert wurden.

Am Samstag war Rock-Time. Nach dem Motto „No Fillers – Just Killers“ erwartete die Fans ein stimmungs- und abwechslungsreiche Programm aus allen Bereichen der düsteren Rockmusik. Auch zahlreiche Rahmenprogramme wurden in altbewährter Weise angeboten z.B. die beliebten Autogrammstunden, die Fledermausführung und Bootsfahrten.
Eine Händlermeile lud zum Bummeln und entspannen ein. Für das leibliche Wohl war besten gesorgt und eine Chill-Out-Area nahe der Bühne gab die Möglichkeit, kurz die Seele baumeln zu lassen.

Die Zitadelle Spandau ist durch ihre Einzigartigkeit selbst ein „Star“ dieses Festivals. Sie gilt als eine der bedeutendsten und besterhaltensten Renaissance-Festungen Europas. Architekt der Zitadelle war der Italiener Francesco Chiaramelle de Gandino, der 1578 durch Rochus Graf zu Lynar abgelöst wurde. Bautechnisch entsprach die Zitadelle der damaligen Idealvorstellung. Sie wurde auch oft für Film- und Fernsehaufnahmen genutzt, z.B: vom einzigartigen Edgar Wallace beim Film „Der Hexer“ von 1964. Seit einigen Jahren finden in der Zitadelle regelmäßig Konzerte und Festivals statt, was diesen Veranstaltungsort zu einer festen Größe macht.

Bei herrlichem Sonnenschein öffneten sich die Tore der Zitadelle um 13:00 Uhr. An beiden Tagen wurde dem Zuschauer ein abwechslungsreiches Programm geboten. Jeder Veranstaltungstag umfasste die Performances von jeweils 6 Bands, so dass für jeden etwas Interessantes dabei war. Dies führte zu wesentlich mehr Besuchern als im Vorjahr.



IMG_7024 Der Opener des diesjährigen ZitaRock, Staubkind, hatte es nicht schwer, die bereits zahlreich erschienenen Fans zu begeistern. Mit „Halt mich“, „Viel Mehr“, „Königin“ und vielen weiteren Songs spielten sie sich sofort in die Herzen ihrer Anhänger und boten genug Abwechslung zwischen älteren und neueren Stücken. 2003 wurde Staubkind von Louis Mahnke (Gesang) gegründet. Neben seiner Rolle bei Terminal Choice und Staubkind ist dieser auch als Produzent aktiv. Beim Titel „Ein Traum“ war die Stimmung trotz des frühen Nachmittags grandios und das Publikum ging begeistert mit.

Aber auch kritische Themen wie im Song „Schlaflied“ wurden angesprochen und fanden Gehör bei den Besuchern. Die „Staubkinder“ verabschiedeten sich mit „Mein Herz“ und der Aussicht auf ein neues Album im Herbst. Diese Aussicht ließ die Fans ihre „Helden“ zum Abschied erneut bejubeln.

IMG_7374 Lacrimas Profundere (lat. Tränen vergießen) ist eine deutsche Darkrock-Band und war eine weitere rockige Bereicherung des diesjährigen Zita-Festivals. Optisch und auch stimmlich ist ein Vergleich dieser Band mit 69Eyes nicht abwegig.

Die Band selbst bezeichnet ihren Stil mittlerweile als Rock ´n Sad und ihre Fans lieben die facettenreiche traurig-gefühlvolle Mischung aus Darkrock, Gothic Metall und Doom Metal. Die Jungs gaben einen guten Mix der letzten Alben „Fifthy Notes for Frozen Hearts“ und „Songs for the last view“ zum Besten.

Aktuelle Sachen wie „Ave End“ rissen die Massen mit. Leider ist festzustellen, dass trotz der guten Stimmung, das Set dieser Band kürzer ausfiel als angekündigt. So verließen die Jungs bereits 10 Minuten zu früh die Bühne. Es gab allerdings keinen Grund traurig zu sein: Die Jungs touren mit dem neuen Album „The Grandiose Nowhere“ im Gepäck weiterhin bis Ende des Jahres durch Deutschland, Österreich und Spanien und sind auf einigen deutschen Festivals zu sehen.

IMG_7877 Anschließend rockte eine Band mit Heimvorteil die Zitadelle: Terminal Choice. Louis Mahnke erschien ein zweites Mal bei diesem Festival auf der Bühne, jedoch dieses Mal an der Gitarre. Den Gesang überließ er Mastermind Chris Pohl. Er und seine Bandkollegen präsentierten sich im schwarz-grünen Outfit mit Ringelstrümpfen. Als Schminkvorlage orientierten sich die Jungs am Coverbild des Albums Übermacht.

„We are back“ eröffnete das Set von Chris und seinem Gefolge. Im Hintergrund mit 4 Cheerleadern aufgestockt tat er was er am besten kann: Musik für die Massen. Diese dankten es ihm und gingen bei Songs wie „I´m a master“, „Kommerz“ und anderen vom aktellen Album begeistert mit.

Nicht ganz optimal waren die langen Redepassagen zwischen den einzelnen Stücken, die stellenweise ohne besondere Aussage waren. So erzählte Chris den eingesessenen Berlinern über Zehlendorf und Friedrichshain oder redete ohne tiefgründige Aussage von „schönen Menschen“ und lobpreiste das Wetter mehrfach. „Hallo Berlin, Hallo Spandau, Hallo Sonne“…

Nichts desto trotz wurde den Besuchern eine tolle Show geboten. Ältere Songs wie „Don´t go“, und Fight my System“ ließen die Fans trotz 30 Grad im Schatten mitspringen. Mit „Collective Suicide“ und „Keine Macht“ wurde auch dieses Set beendet.




IMG_8247 Megaherz sind eine 1993 gegründete Band, die den Bereich „Neue deutsche Härte“ zuzuordnen ist.

Ein Gründungsmitglied war Alexander (Alexx) Wesselsky, der die Band damals zusammen mit Noel Pix 2003 verlassen hat. Die Frontrolle hat seit einigen Jahren nun Alexander (Lex) Wohnhaas inne.

Mit „Beiß mich“ als Eröffnungssong und Tracks aus dem aktuellen Album „Heuchler“ brachten die Stimmung zum Kochen. Megaherz freuten sich auch mit Eisbrecher auf diesem Festival zu verweilen, da es nicht das einzige Zusammenspiel beider Acts auf einem Festival in diesem Jahr war. Die Differenzen aus vergangenen Tagen scheinen geklärt und aus der Welt geschafft zu sein. Louis Mahnke (Staubkind) erschien bei „5. März“ ein drittes Mal auf der Bühne, sehr zur Freude der begeisterten Menge und gab dieses Stück gemeinsam mit Lex zum Besten.

Der absolute Höhepunkt dieses stimmigen Konzerts voller Power war der Auftritt eines weiteren Gast-Sängers – niemand anderer als Alexx von EISBRECHER betrat die Bühne. Mit „Miststück“ sangen er und Lex ein Duett, welches die Erwartungen der Fans in keiner Weise enttäuschte.

Die Interaktion beider Frontmänner war gekennzeichnet von freundschaftlichen Gesten, Lebensfreude und einer gewaltigen musikalischen Energie. Da sich beide Stimmen und Ausdrucksformen sehr ähneln, ergab sich ein harmonisches Abschlussbild für die Megaherz-Fans, denn Eisbrecher hatten ihren Gig noch vor sich.




IMG_8669 Die Fans mussten nicht lange auf das erneute Erscheinen ihres Idols warten, denn sofort im Anschluss betraten Eisbrecher als zweiter Vertreter der Sparte „Neue deutsche Härte“ die Bühne.
Eisbrecher versuchen seit jeher harte Gitarrensounds durch kraftvolle Elektroklänge zu ergänzen – und man kann sagen, dass es ihnen mit großem Erfolg gelingt.

Mit „Eiszeit“ – dem Titelsong des aktuellen und gleichnamigen Albums – eröffneten Sie im Polarexpeditions-Outfit das Set – gewagt, bei strahlender Sonne und hochsommerlichen Temperaturen.

Die Band blickt auf eine erfolgreiche und ausverkaufte Tour zurück, welche aber glücklicherweise im Herbst fortgesetzt wird. Gewohnt stilvoll gekleidet verteilte Alexx nach den Titeln „Angst“ und „Bombe“ eine Erfrischung an das in der Sonne bratende Publikum. Die euphorische Stimmung fand bei „Vergiss mein nicht“ ihren einstweiligen Höhepunkt.

Als charismatischer Entertainer setzte der Frontmann seine Reize gekonnt in Szene – sehr zur Freude des Publikums. Nach dem Titel „Schwarze Witwe“ erfolgte eine Danksagung an Noel Pix fürs Songs schreiben sowie an die gesamte Crew.

Ein kurzes Intermezzo zur Auflockerung hielt Alexx dazu an, den Klassiker „Tränen lügen nie“ a capella mit Akustikgitarre vorzutragen. Aus aktuellem Anlass schloss sich diesem Titel noch das neue Eurovision Song-Kontest Siegerlied 2010 „Satellite“ an.

Danach fanden Titel wie „Engel“ und „This is deutsch“ ihren Platz im gewählten Set. Mit „Miststück“ ging auch dieser Auftritt, wie zuvor mit gleichem Song der Gig von Megaherz, zu Ende.
Man kann durchaus sagen, die Jungs haben als 2ter Headliner dieses Tages das Zita kräftig gerockt.

IMG_9086 Gegen 21:00 Uhr kam der diesjährige Headliner ASP auf die Bühne. In gewohnter und von den Fans beliebter Weise ging es auch gleich zur Sache. Durch „Du bist die Stimme im Sturm – wer sonst?“ machte ASP gleich seine Stellung gegenüber dem Publikum deutlich. Mit seiner alt bekannten Best-Of-Show erfreute der Schwarze Schmetterling das noch immer energiegeladene Publikum, welches sich auch auf neues Material Mitte nächsten Jahres freuen darf. „Sing Child“ und „Und wir tanzten“, „Schwarze Blut“ und, und, und ließen keine Wünsche offen. Alle Klassiker die das Publikum liebt und erwartet wurden auch geboten.

Kaum eine Band kann trotz ihres relativ kurzen Bestehens so viele Hits aufweisen, welche vom Stil her dem Gothic Novel Rock zuzuordnen sind.
Rockig, poetisch, leidenschaftlich und vor allem ehrlich kommen ASP daher – „bis zum letzten Atemzug“.

Mit der Goth-Punk Hymne „Ich will brennen“ fand diese absolut gigantische und schweißtreibende Bühnenshow ihren fulminanten Abschluss. Da war es nicht weiter schlimm, dass das obligatorische Feuerspiel dieses Mal leider fehlte. Dafür versteht er es wie kein anderer, das Publikum mit einzubeziehen und tritt in den musikalischen Dialog mit seinen Fans. Die Gesangskünste sind seit all den Jahren in einer perfekten und konstanten Qualität, welches dem lauschenden Besucher ein Wohlgefallen ist.

Wir freuen uns auf Neues von diesem „Meister“, der es versteht, die Zuschauer vom ersten bis zum letzten Moment zu fesseln und zu einer namenhaften Größe der schwarzen Szene geworden ist.

FAZIT:
Dieser Tag war ein rundes und stimmiges Erlebnis und die Bands ließen mit ihren Performances einen bleibenden Eindruck in den Herzen ihrer Fans zurück. Jeder kam auf seine Kosten und kein Wunsch blieb unerfüllt.

Leider gab es auf Grund des straffen Zeitplans wie auch in den vergangenen 2 Jahren keinen Platz für Zugaben. Unser Dank gilt allen, die zum Gelingen dieses herrlichen Festivaltages beigetragen haben. Auch die Sicherheit der Besucher war bestens durch Polizei, Security und Malteser Hilfsdienst gewährleistet. Die Zitadelle ist eine prima Kulisse für dieses kleine und feine, aber durchaus hochkarätige Festival. In diesem Sinne freuen wir uns schon auf das nächste Mal, wenn uns das ZitaRock & Folk Festival wieder in seinen Bann zieht.

Autor: Monika Wolky
Fotos: Mandy Privenau

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