Das war das Wacken Open Air 2015 Das Dorf Wacken verwandelt sich am ersten Augustwochenende zum „Holy Land“ der schweren Musik. Kein anderes Festival zieht mit einer solchen Gastfreundlichkeit und hochkarätigen Bands, die Fans in seinen Bann. Wacken ist mittlerweile mehr als ein reines Festivals, es ist die Zusammenkunft von Gleichgesinnten aus der ganzen Welt, die die Liebe zur härteren Musik vereint. Die Fans kommen aus sämtlichen Ländern dieser Welt und zelebrieren ein Fest der Superlative. Wer dieses Jahr allerdings ohne Gummistiefel anreiste, hatte ein massives Problem.

Das diesjährige Wacken Open Air hatte bereits im Vorfeld schon mit heftigen Regenschauern zu kämpfen und auch am offiziellen Anreisetag, dem Mittwoch, wollte sich Petrus nicht erbarmen und schicke die Metaler unter eine langanhaltende Dusche. Da der Boden durch die Niederschläge derart aufgeweicht war, gestaltete sich die Anreise etwas länger als sonst üblich. Trotzdem gelang den Veranstaltern das Unmögliche: Jeder Fan konnte am Auto campen und hatte einen begehbaren Campingplatz. Die Laufwege jedoch glichen eher einem Ozean aus Matsch und Schlamm, als einem tatsächlichen Weg. Davon ließ man sich jedoch nicht unterkriegen und bewies Durchhaltevermögen. Der Mittwoch gestaltete sich aufgrund der Witterungsbedingungen schwieriger als erwartet. Der Headliner an diesem Abend, Europe, konnte zwar mit den altbekannten Hits punkten, jedoch stand im Mittelpunkt der Diskussionen, wie man wohl zurück zum Zelt käme.

In der Nacht hatte es durchgehend geregnet und nun stand die offizielle Eröffnung mit der legendären Band Skyline auf dem Programm. Jene Band, die als Erste jemals in Wacken gespielt hatte. Nach dem Durchschwimmen des Matsch-Ozeans im Infield boten die Jungs dann aber eine gute Show, gespickt mit Coversongs und eigenen Kreationen, Wacken war nun offiziell eröffnet. Traditionell findet am Donnerstag die „Night to Remember“ statt, bei der Bands die Möglichkeit bekommen ganz besondere Shows darzubieten. Das ließ sich Metal Urgestein U.D.O. natürlich nicht zweimal sagen und besorgte sich als Unterstützung das Musikkorps der Bundeswehr. Es entwickelte sich ein kurzweiliger Gig, der durch einige Höhepunkte zu einem besonderen Erlebnis wurde. Mit Songs wie „Man and Maschine“ oder dem unsterblichen „Princess of the dawn“ blieben keine Wünsche offen. Nach U.D.O. betraten die Mittelalter-Rocker von In Extremo die Bühne. Verehrt und angespien ziehen diese glorreichen 7 bereits seit 20 Jahren durch die Lande. Ein Grund, um zu feiern und wo könnte man es besser, als auf dem Wacken Open Air. Eine interessante Songauswahl, die einer Zeitreise durch sämtliche Epochen der Band glich, kamen hier auch alte und neue In Extremo Fans auf ihre Kosten. Mit „Mein rasend Herz“ wurde das Gastspiel beendet. Große Ereignisse warfen ihre Schatten voraus. Die Bands Savatage und Trans Siberian orchestra nutzen den ersten Abend des W:O:A’s für eine besondere Premiere. Beide Bands, die zum Großteil aus den gleichen Mitgliedern bestehen, sollten zeitgleich auf den zwei größten Bühnen spielen. Ein Riesen-Spektakel, wie man es zuvor wohl kaum erlebt hatte. Zwischen klassischer und metallischer Musik bestand ja schon seit Ewigkeiten eine Verbundenheit, die man in dieser Form nicht vermutet hatte, jedoch toppte dieses Projekt noch einmal alles: Opulenter, Stimmgewaltiger und stimmungsvoller kann man ein Konzert nicht konzipieren. Als absoluten Höhepunkt kann man ohne Zweifel „Carmina burana“ festhalten, das Bühnenlicht und der epische Chor verschlug dem Auditorium die Sprache. Die ungewöhnliche Performance setzte den Schlusspunkt unter einen gelungenen Festivaltag.

Der Freitag begann erfreulicher als die vorangegangen Tage. Kein Regen, stattdessen bester Sonnenschein und der Matsch begann langsam zu trocknen. Die Veranstalter hatten zwar bereits Rindenmulch ohne Ende auf den Wegen verteilt, jedoch half der Sonnenschein deutlich besser, das aufgeschwemmte Erdreich zu beruhigen. Als erster Tagesordnungspunkt stand Epica fest. Eine holländische Band, die durch ihre grandiose Sängerin Simone Simmons einen glanzvollen Ruf in der Szene genießt. Leider war die Spielzeit dieser band nicht angemessen und so wurde bereits nach 7 Songs das Mini-Set beendet. Trotzdem durfte natürlich „Consign to Oblivion“ nicht fehlen. Die Fans waren trotz des frühen Gigs mehr als begeistert und feierten die Band, wie sie es verdient hatte.

Eine ganz andere Musikrichtung vertreten die Wikinger-Metaler von Ensiferum. Mit ihren Songs über Schlachten, Kriegen und dem alltäglichen Leben der Nordmänner erspielten sie sich bereits eine treue Fan-Base, die auch auf dem Wacken Open Air ihren Helden die Treue hielt. Trotz katastrophalen Bodenverhältnissen wurde zu „Ahti“ oder „From afar“ ein anständiger Schluck aus dem Met-Horn genommen. Etwas später kam dann endlich auch der Power-Metal wieder zu Ehren und zwar in Form der finnischen Vorreiter Stratovarius. Kaum eine andere Band gab dem Power-Metal so viele Impulse, als dieses Subgeneres am Boden zu liegen schien. Mit neuen Songs und alten Bekannten im Gepäck wurde es nun schon fast historisch. Nach dem legendären „Black diamond“ kam mit „eagleheart“ eine Lieblingshymne der Fans zur Aufführung, die gnadenlos abgefeiert wurde. Als Premiere aus dem neuen Album hatte man den Song „Shine in the Dark“ auserwählt, der Hoffnung auf ein gutes Album schürt und sich musikalisch sehr nah beim Meisterwerk „Elements Part I“ bewegt. Mit „Hunting high and low“ verabschiedeten sich die Jungs und bewiesen einmal mehr, dass man mit ihnen rechnen sollte.

Düster-metallisch und technisch-perfekt zeigte sich eine weitere skandinavische Band. Opeth gelten als Altmeister des Dark-Metals und legten eine furiose Show auf die Bretter des W:O:A’s. Zwischen „The Drapery Falls“ und „Heir Apparent“ gab es für den geneigten Metaler kaum eine Möglichkeit sich auszuruhen. „Deliverance“ beendete dann schließlich dieses geschichtsträchtige Ereignis.

Mit etwas Mittelalterrock und der Band Harpyie stand nun ein Geheimtipp auf dem Programm. Die „Sturmvögel“, wie die Band sich und die Fans gern bezeichnet, legten auf der Mittelaltermarkt-Bühne eine Rockshow hin, die es wirklich in sich hatte. Kaum eine andere Band dürfte sich nach diesem Festival über eine größere Anzahl neuer Fans freuen, als eben „Harpyie“. Sänger Aello schaffte es sogar die Meute zum Springen zu bringen, was bei den Morast ähnlichen Verhältnissen keine Selbstverständlichkeit war.

Den Abend beendeten Within Tempation mit einer ihrer epischen Shows. Mittlerweile war es kurz nach Mitternacht und eine eisige Nacht brach über Wacken hinein. Kein Grund allerdings für Sharon und ihre Jungs nicht nochmal alles zu geben. Mit Songs wie „Faster“ oder „Stand my ground“ heizten die Niederländer den Festivalbesuchern noch einmal gehörig ein, ehe mit „Our Solemn Hour“ einer der stärksten Songs in der Bandgeschichte zelebriert wurde. Völlig unverständlich bleibt allerdings, weshalb der völlig missglückte Song „And we run“ vom letzten Album „Hydra“ seinen Weg auf die Playlist fand. Nach „Ice Queen“ und „Mother Earth“ wurde das Set beendet und die Fans verließen zufrieden das völlig überspülte Infield.

In der Nacht fiel das Thermometer drastisch und sackte bis auf grade mal 5 Grad ab. Bestes Wetter also, um sich früh von den Energien der Bands aufheizen zu lassen. Mit Powerwolf wurde eine Metal-Messe gefeiert, die diese band so einzigartig macht. Mit grandiosen Songs im Gepäck zeigten die Jungs, weshalb sie auf Platz 3 mit ihrem neuen Album gelandet sind. Ob nun „Sanctified With Dynamite“ oder „Amen and attack“. Kaum eine andere Formation legte eine derart geniale Setlist auf diesem Festival hin. Neben neueren Songs wie „Army of the night“ kam auch das legendäre „we drink your blood“ nicht zu kurz. „Lupus Die“ beendete dann schließlich die heilige Metal-Messe und hinterließ völlig beglückte Jünger, die im Namen des Metals das Infield in Beschlag nahmen.

Beyond the black verzauberten mit ihrem Symphonic Metal die Fans und ließen das große Zirkuszelt erbeben, als sie ihre Hymne „In the Shadows“ darboten. Mit Sabaton fing die Zeit der Headliner nun an. Die schwedischen Powermetaller haben in kürzester Zeit eine unglaubliche Karriere hingelegt und schaffen es immer wieder, sei es durch eine spektakuläre Bühnenshow oder neue Effekte, ihre Fans zu überraschen. Nach einigen Tonproblemen bei den ersten drei Songs kam dann endlich „Resist and Bite“ mit der gewohnten Power aus den Boxen. Einfach die Lautstärke etwas aufdrehen, so einfach kann man Metalheads glücklich machen. Es entwickelte sich ein kurzweiliges Konzert, bei dem Sänger Joakim einige Anekdoten zum Besten gab und sich von den „Noch ein Bier“-Rufen zum Genuss dieses köstlichen und nahrhaften Getränkes hinreißen ließ. Der Fanliebling war wohl ohne Zweifel „Swedish Pagans“, das unglaublich vom anwesenden Auditorium abgefeiert wurde. Mit dem Everblack „Primo Victoria“ und der „Metal Crüe“ beendeten Sabaton einen denkwürdigen auftritt, der in naher Zukunft auch als DVD käuflich zu erwerben sein wird.

Zur nächsten Band kann man eigentlich nicht viel sagen.Diese Band hat den Metal mit erfunden und steht in der Gunst der Fans ganz weit oben. Die Rede ist natürlich von Judas Priest. Ein Name, wie ein Donnerschlag. Rob Halford und seine Mannen haben wohl schon überall gespielt und trotzdem sind die Gigs in Wacken immer etwas Besonderes. Der Hauch der Geschichte wehte über dem „Holy Land“ als die Hymne „Metal Gods“ angestimmt wurde. Jung-und Altmetaller standen andächtig nebeneinander und lauschten den Klängen, die damals die Welt veränderten. Mit „Turbo Lover“ kamen dann auch die Headbanger auf ihre Kosten, denen von dort an auch keine Pause mehr gewährt wurde. „Redeemer of Souls“ schmiegte sich an „Jawbreaker“ an, ehe mit „Breaking the law“ einer der einflussreichsten Songs der Rockgeschichte zelebriert wurde, ehe man mit „Painkiller“ den Abend gebührend ausklingen ließ. Es wurde ruhig auf dem heiligen Acker, denn Jeder wusste, was nun kommen würde.

Das 26. Wacken Open Air neigte sich langsam, aber sicher dem Ende entgegen. Nach der offiziellen Verabschiedung durch die Veranstalter betrat die letzte Band des Festivals die Bühne. Subway to Sally heizte ein letztes Mal der feiernden Meute ein und überzeugte mit einer Mischung aus neuen und alten Songs. Das altbekannte „Kleid aus Rosen“ wurde stimmungsvoll von den Fans mitgesungen, ehe die Klänge von „Julia und die Räuber“ die Schlusspunkt unter den Gig und zeitgleich des Festivals setzte.

Fazit: Das Wacken Open Air bleibt das Festival, das die beste Organisation hat. Bei diesen schwierigen und fast unmöglichen Witterungsbedingungen den Fans trotzdem das Campen am Auto zu ermöglichen ist definitiv keine Selbstverständlichkeit. Ebenfalls sollte man auch erwähnen, dass es nirgends so freundliche und hilfsbereite Menschen gibt, wie hier. Egal ob Security, Verkäufer oder Anwohner, hier wird Metal gelebt und geliebt. Die Bands spielten erneut ihre Best-of Sets, es sollten keine Wünsche offen geblieben sein. Das Speisenangebot war vielfältig und preislich human. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr, wenn es wieder heißt „In Metal we trust“.

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