Tinderbox Festival 2016 - Nachbericht Zum zweiten Mal überhaupt fand am letzten Juniwochenende das Tinderbox Festival in Odense statt. Nachdem wir bereits letztes Jahr dort und insgesamt positiv überrascht waren, stand nun die erste Qualitätskontrolle an – Tinderbox Volume II. Wie es war und was wir zu berichten haben – lest selbst!

Das Tinderbox Festival in Odense begann für uns am Donnerstagnachmittag. Nach der entspannten Anreise mit dem Fahrrad und der Stellplatzsuche in der bereits sehr gefüllten Fahrradbox ging es am netten Sicherheitspersonal vorbei direkt auf den Festplatz. Dort tummelten sich bereits einige tausend Festivalbesucher. Das Festival wurde ein paar Tage zuvor mit 40.000 verkauften Tickets als ausverkauft gemeldet. Die Tagestickets für den Donnerstag waren bereits seit Monaten ausverkauft gewesen.

Of_Monsters_And_Men-160623-17 Wir sahen uns in Ruhe an dem kleinen Merchandise-Stand um und drehten dann erst mal eine Runde über den Platz, nicht zuletzt vorbei an den verschiedenen Essenständen, um schonmal auszuloten, was es als erstes zu Essen geben könnte. Die erste Band des Tages war für uns Of Monsters And Men. Ich habe vor zwei Jahren zum ersten Mal von der isländischen Band gehört und war von Anfang an begeistert. Ihr Album My Heart Is An Animal lief bei mir den ganzen Sommer 2014 auf und ab und daher hatte ich mich im Vorfeld sehr auf das Konzert gefreut. Die Musik hat mir live noch besser als von CD gefallen: Die Frontfrau Nanna Hilmarsdottir bezauberte mich ab den ersten Takten durch ihre elfenartige Stimme. Das Publikum war gut gelaunt und schaukelte im Takt der Songs hin und her. Die Stimmung kochte dann bei ihrem Hit „King And Lionhart“. Auch das Lied „Mountainsong“ ließ das Publikum fröhlich tanzen. Gegen Ende des Konzerts verkroch sich die Sonne, die bis dahin fröhlich auf uns herabgeschienen hatte, etwas, doch nur kurz bevor sich der dänische Sommer wieder von seiner besten Seite zeigte. Gegen Ende des Konzerts gab es dann noch ihren Megahit „Little Talks“ und als Rausschmeißer „Six Weeks“.

Als wir uns weiter auf dem Festivalplatz umsahen und einen Imbiss gönnten, spielte im Hintergrund The 1975. Die englische Band erinnerte mich mit ihrem 80er Jahre Sound sehr an Duran Duran und Phil Collins. Das Publikum war begeistert doch bei mir wollte der Funke nicht richtig überspringen.

Band_Of_Horses-Tinderbox-160623-1 Mit Band Of Horses gab es dann eine positive Überraschung. Auch von dieser Band hatte ich noch nichts gehört, doch am Festivaltag wurde mir diese Band schon ein paar Mal empfohlen. Die ersten Töne erinnerten mich an die vielen Platten von The Grateful Dead, die ich in letzter Zeit rezensiert habe. Der Auftritt der Band war dann schon etwas besonders. Beim ersten Song kam nur der Frontmann Ben Bridwell alleine auf die Bühne und performte die ersten beiden Songs. Dann gesellten sich zwei weitere Bandkollegen auf die Bühne, bevor ab dem dritten Song in voller Besetzung gespielt wurde. Während die ersten Lieder eher ruhig waren, gab es im Laufe des Konzerts eine Menge spannenden, teilweise schaurig traurigen Rock’n‘Roll auf die Ohren. Überrascht stellten wir immer wieder fest, dass die Band aus Seattle dem sehr gemischten Publikum bestens bekannt war und einige Songs enthusiastischer gefeiert wurden als andere. Obwohl wir die Band im Vorfeld nicht kannten, verließen wir den Platz nach dem Konzert als Fans.

Während die Band der Pferde das Publikum verzückten, legten in der Magic Box – der Elektro-Bühne des Tinderbox Fesitvals – die beiden Jungs von Zeds Dead ordentlich auf. Es gab fetten Dubstep und bei dem Fotografieren im Bühnengraben riss mir der Bass fast die Hose von den Beinen. So ungefähr muss es sich anfühlen, neben einem startenden Jumbobojet zu stehen.

Flogging_Molly-Tinderbox-160623-2 Danach ging es wieder rockig weiter. Flogging Molly ließen es mit ihrem Irish Folkrock ordentlich krachen. Gleich von Anfang an ging es gut los und das Publikum war voll dabei. Zugegeben, bei der Energie, die Duracel-Häschen (und gleichzeitig Frontmann der Band) Dave King kontinuierlich an den Tag legte, konnte man auch schwerlich einfach stocksteif stehen bleiben. Ein Knaller jagte den nächsten, nur unterbrochen von kleinen Anmoderationen und Anekdoten, die Dave ab und an zum Besten gab, nur um danach wieder richtig loszulegen. Unter den gespielten Songs waren „Flow“, „Friendship“ und auch unser persönlicher Favorit „Drunken Lullabies“, der, zu unserer Überraschung schon als zweites gespielt wurde. Und obwohl wir an dem Punkt dachten „wie kann das jetzt noch getoppt werden?“ wurden wir bald darauf eines Besseren belehrt – von Anfang bis Ende waren Flogging Molly voll und ganz dabei und lieferten eine super Show.

Danach spielten auf der blauen Bühne The National, doch weil Rammstein sich ankündigte, gingen wir gar nicht erst von der roten Bühne weg. Bereits mehr als 2 Stunden vorher strömten die Gäste vor die Bühne und der Platz füllte sich, bis wir alle dicht an dicht saßen bzw. standen. Gegen 1:00 Uhr kam dann der Countdown, bevor es mit „Ramm 4“ richtig losging. Im Internet wurde das Lied als neuer Song gehandelt, doch, um ehrlich zu sein, sollte man es eher als ein sehr professionelles Intro bezeichnen. Als erster richtiger Song kam „Reise, Reise“. Die dänischen Fans klebten an den Lippen Til Lindemanns und schienen auch einen großen Teil der Texte zu kennen und mitsingen zu können. Die Stimmung war gigantisch obwohl physisch kaum beim Publikum Aktivität aufkam (also kein Moshpit, Pogo, Gespringe oder ähnliches) – aber daran hatten wir uns mittlerweile gewöhnt. Dänisches Publikum kann Begeisterung und Ekstase anders zum Ausdruck bringen.). „Hallelujah“ peitschte die Stimmung noch weiter an. Bei „Zerstören“ kam der Frontmann der Band in einem langen dunklen Mantel auf die Bühne und gegen Ende des Liedes enthüllte er, was darunter war. Er hatte sich einiges an Sprengstoff auf den Körper geklebt und ging bei den letzten Takten des Liedes in Rauch und Blitzen unter. Es ging dann in gewohnter lauter und heißer Manier weiter und die Fans bekamen eine perfekt einstudierte Show. Perfekt? Naja, nach ein paar Songs hatte Til etwas Blut über dem linken Auge – was war da los? Ich war mir jedenfalls nicht sicher, ob es Show oder echt war. Natürlich ließ es die Rammsteinmaschine dennoch weiter krachen. Bei „Mein Herz Brennt“ riss sich der Sänger dann ein brennendes Herz aus der Brust und als Neuerung für mich gab es auch noch zwei Flammenwerfer, die jeweils von den Seiten auf die Bühnen pusteten plus für einen „Surroundeffekt“ dann auch noch Flammenwerfer auf dem hinteren Wellenbrecher. Vor der Zugabe gab es dann noch „Stripped“. Dieses schon etwas in die Jahre gekommene Depeche Mode Cover ist live einfach nur genial. Als Zugabe gab es dann noch „Sonne“, „Amerika“ und wie immer zum Abschluss „Engel“. Hier schwebte der Frontmann dann mit den brennenden Engelsflügeln über der Bühne. Ein beeindruckender Anblick, bevor der Abend sich dem Ende neigte. Als das Konzert vorbei war strömten wir mit der Menschenmasse nach draußen, wo sich der Fußweg leider ein ganzes Stück bis zu Hauptstraße hin zog, bevor wir unseren Drahteseln ordentlich die Sporen geben konnten.

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