Nach einem, trotz Unwetter-Unterbrechung, mehr als gelungenem Festivalauftakt am Vortag, begann der Festivalsamstag ziemlich genau um 13.00 Uhr. Ein strahlender Himmel und die gleissende Sonne liessen bereits zu dieser frühen Stunde erahnen, dass an diesem Tag gottlob Niemand nass werden würde – zumindest nicht durch eine drohende Unwetterfront. Die eine, oder andere Schweißperle auf der blass geschminkten Stirn, blieb bei gefühlten 40 Grad in den feiernden ersten Reihen und einem Bandaufkommen, welches die Festivalbesucher im wahrsten Sinne des Wortes zum kochen brachte, freilich nicht ganz aus.

Do not dream

Das Vergnügen den Festivalsamstag eröffnen zu dürfen oblag der Gothic-Metal Formation Do not Dream. Mit im Gepäck hatte die Oldenburger Band, die insgesamt stolze acht! Mitglieder zählt, ihr aktuelles und inzwischen drittes Studioalbum „Schattenwelten“. Auch wenn das Los ein Festival eröffnen zu müssen, oftmals ein zweischneidiges Schwert ist – Do not dream meisterten diese Aufgabe mit Bravour. Die nette Mischung aus Gothic, Rock Metal und dank des sympathischen Violine-Spielers sehr folkigen Einlagen, wusste die beachtliche Anzahl, der bereits anwesenden Musikfans durchaus zu überzeugen.






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Mono Inc.

Mit Mono Inc. enterte kurze Zeit später eine Band die Bühne, die bereits im Mai 2008 ihr ebenfalls drittes Studioalbum auf den Markt werfen konnte. (Und dieses Werk mit dem Titel „Pain, Love & Poetry“ gehörte zweifelsfrei zu den besten Veröffentlichungen des Vorjahres.) Ziemlich schnell gelang es dem quirligen Sänger mit dem etwas gewöhnungsbedürftigem Look, das Publikum für sich einzunehmen. Grossartige Songs, mit ohrenschmeichelnden Melodien wie „Sleeping my day away“, „This is the day“ und natürlich der absolute Überflieger-Titel „Get some sleep“ taten ihr Übriges, um die Stimmung zum kochen zu bringen.

Als besonderes Highlight überliess Sänger Martin Engler, dann für wenige Minuten Drummerin Katha Mia das Rampenlicht, die diese Zeit nutzte, um das Publikum mit einem sensationellen Drum-Solo zu überraschen und zu begeistern. Fast war man ein wenig traurig, als Mono Inc. schliesslich die Bühne verliessen, doch das nächste Highlight in Form der Band Beloved Enemy, stand ja schon in den Startlöchern.






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Beloved Enemy

Zu den wohl imposantesten Erscheinungen des alternativen Musikzirkus gehört zweifelsfrei Sänger und Frontman Ski King „Dead L-vis“ der Nürnberger Gothic-Metal Band Beloved Enemy. Mit seinen zahlreichen Tättowierungen, Piercings, seiner Körpergröße, und nicht zuletzt seinem grimmigen Blick könnte er manch Zartbeseitetem durchaus mehr als einen unwohlen Schauer über den Rücken laufen lassen. Nicht umsonst durfte genau dieser Mann bereits in dem Horrorfilm „Virus Undead“ den Untoten mimen.

Auch wenn genau der Titelsong zu diesem Streifen auf dem Mülheimer Castle Rock Festival leider nicht dargeboten wurde, konnten Beloved Enemy mit ihrem musikalischen Repertoire sicherlich viele neue Fans für sich gewinnen. Straighte und kompromisslos interpretierte Songs, untermauert von der nicht minder beeindruckenden Stimme, des charismatischen „Dead L-vis“, die zu dem auch noch dem Gesangstalent des toten Musikers, alle Ehre macht, hinterliessen einfach keine Gefangenen, sondern verwandelten die Festivalbesucher in ein Heer musikbesessener Beloved Enemy Zombies.






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Lacrimas Profundere

Nach dem Konzert, ist vor dem Konzert, hiess es dann im direkten Anschluss für Peter Kafka, dem Bassisten von Beloved Enemy, da er diese Position auch bei der Gothic-Rock Formation Lacrimas Profundere bekleidet. Die Band, die seit ihrer Gründung im Jahr 1993, schon viele Besetzungswechsel überstehen musste, präsentierte an diesem Abend für viele Besucher wohl erstmalig ihren aktuellen Sänger Roberto Vitacca. Stimmlich fügte sich der Neuling hervorragend in das muskalischen Gesamtkonzept von Lacrimas Profundere ein, auch wenn Roberto an diesem Abend wohl eher bezüglich seines für den Anlass irgendwie unpassend wirkenden Outfits -bestehend aus einer schlichten Jeans und einem weissen Blazer- als durch seine gesanglichen Qualitäten für Gesprächsstoff sorgte.

Auch wenn die Bühnenshow von Lacrimas Profundere insgesamt betrachtet durchweg solide war, schien der Funke zum Publikum nicht so ganz überspringen zu wollen. Fast hatte man den Eindruck, die Meute wollte ihre Kräfte lieber schonen und sich im Stillen lieber schonmal auf den anstehenden Auftritt von Eisbrecher vorbereiten.






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Eisbrecher

Dass Eisbrecher sich zum heimlichen Headliner des Abends entwickeln würden, war eigentlich schon lange vor dem Erscheinen der Band auf der Bühne ein offenes Geheimnis. Wann immer sich der allen von der TV-Sendung „Der Checker“ bekannte Frontman Alexx Wesselsky auch schon im Vorfeld auf dem Festivalgelände blicken liess, waren ihm umgehend alle Blicke und die volle Aufmerksamkeit der Musikbegeisterten gewiss.

Wieviel Fanliebe der Herr Eisbrecher nun seinem musikalischen Talent verdankt und wieviel davon sich auf den Fernseh-Promi-Bonus zurück führen lässt, lassen wir einfach mal dahin gestellt. Fest steht Alexx Wesselsky ist eine Rampensau par excellence, geboren für die Bühnen dieser Welt – sei es nun ein Musikevent, oder aber die Flimmerkiste.

Von der ersten Sekunde an hatte der mehr als charismatische Sänger die Meute fest im Griff und der Schlosshof verwandelte sich in einen rockenden, gröhlenden und natürlich fehlerfrei mitsingenden Hexenkessel. Egal ob „Kann den Liebe Sünde sein“, „Antikörper“, Vergissmein- nicht“, oder „Heilig“ – aus dem Hause Eisbrecher ist einfach jeder Song ein echter Stimmungshit. Ebenfalls nicht fehlen durften an diesem Abend die Titel „Misstück“, inklusive Publikumsbeteiligung und natürlich „This is deutsch“ inklusive des standesgemässen Outfits für Herrn Wesselsky extra für diesen Song – schon so oft gesehen, aber trotzdem immer wieder herrlich. Die Pausen zwischen den Songs nutzte der Eisbrecher Frontman, wie gewohnt gekonnt für charmantes Geplänkel, so verging die Zeit wie im Fluge und es wurde langsam Zeit, die Stage für die nächste Band freizugeben.






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Epica

Nicht nur, dass es eine schwere Bürde ist, nach einem frenetisch gefeierten Act wie Eisbrecher das Publikum zu motivieren, mussten sich die nun folgenden Epica zu allem Überfluß auch noch mit technischen Schwierigkeiten rumplagen. Doch die holländischen Symphonic Metaller zeigten sich professionell genug, solch nicht abzuändernden Widrigkeiten tapfer zu trotzen und zogen ihr Programm konsequent durch. Durch dichte Nebelschwaden hindurch, klang die Stimme der bildhübschen Frontfrau bisweilen fast etwas schrill in den Ohren. Doch den anwesenden Fans, schien dies offensichtlich gut zu gefallen, schüttelten sie doch fleissig, wie es sich für ein Metalkonzert nun mal schickt, ihre langen Mähnen im Takt der Musik. Auch wenn die Konstellation klassische Sängerin meets growlenden Metalhead schon lange nichts Neues mehr ist, konnten Epica an diesem Abend trotzdem auf eine treue Fanbase bauen, die sie Song für Song durch ihren Auftritt jubelte.






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Die Apokalyptischen Reiter

Die Apokalyptischen Reiter aus Thüringen präsentierten an diesem Abend eine etwas extravagante Mischung aus Black-, Thrash- und Power Metal sowie Rock und Folk. Doch der musikalische Aspekt trat beim Erscheinen der hektischen Truppe, die besonders in einigen osteuropäischen Ländern einen hohen Bekanntsheitsgrad haben soll, ersteinmal in den Hintergrund. Denn nachdem die Augen den ersten Schreck verwunden hatten, verspürte man einfach nur noch den dringenden Wunsch, den Sänger mit seiner stolz präsentierten, aber leider viel zu behaarten Brust, in das nächste Warmwachsstudio zu entführen. Und direkt im Anschluss dem leicht wahnsinnig drein schauenden Keyboarder, in seinem viel zu knappen SM-Outfit, etwas ordentliches zum Anziehen mit zu bringen.

Nun ja, abgesehen von derart modischen Fehlgriffen, lieferten die Apokalyptischen Reiter aber eine grossartige Show ab. Ganz gleich ob man dabei die dargebotene Musikrichtung mochte, oder nicht, diese Band faszinierte einfach jeden auf seine Art, gerade weil sie so polarisierte.

Gegen Ende der Show, gab es dann noch einmal eine Stagediving-Einlage mit Hilfe von zwei Schlauchbooten. Auch keine neue Idee, solche Aktionen hat man auch schon mal bei Deichkind, oder den Beatsteaks mit Sufbrettern gesehen – aber trotzdem ein spektakulärer Anblick.






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Nachdem sich mit den Apokalyptischen Reitern, die letzte Band des 10ten Castle Rock Festivals, verabschiedet hatte, verabschiedete und bedankte sich das Festival selbst nochmal mit einem kleinen, aber feinen Feuerwerk von und bei seinen Besuchern.

Fazit:

Nach zwei Tagen Festivalerlebnis der Extraklasse, dürfte wohl jedem, der das Glück hatte dieses Event mit erleben zu dürfen, klar sein, warum das Castle Rock zu den beliebtesten Festivals überhaupt zählt.

Zum einen bietet das Schloss Broich mit seiner herrlich rustikalen Atmosphäre natürlich die ideale Kulisse für ein derartiges Event. Zum anderen – und noch viel wichtiger als die Wahl der richtigen Location – sorgte eine absolut stimmige und reibunglsos von statten gehende Organisation hinter den Kulissen für ein Ambiente, in dem sich wirlich jeder zu Hause und gut aufgehoben fühlen konnte. Ein ganz besonders dickes Lob gebührt an dieser Stelle, dem in Mülheim vertretenen Security-Team, das nicht nur durch Kompetenz, sondern auch durch bestechende Freundlichkeit (einer Tugend, die in dieser Branche leider oftmals etwas zu kurz kommt) absolut überzeugen konnte!!

Danke Castle Rock – Wir freuen uns auf die nächsten 10 Jahre!!!

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Pamela Stahl
Pamela Stahl ist ehemalige Mitarbeiterin von Mindbreed.