Ja, Deutzen. Das liegt doch in … ääh …ja, wo denn nur? Die sächsiche Kleinstadt ist für viele sicherlich so gar kein Begriff. Doch für alle Bestands- und auch Neukunden des Nocturnal Culture Night Festivals 2016 – auch kurz “NCN” genannt – ist die Sachsenprovinz bei Leipzig in jedem Fall eine ganz große Nummer.

Bereits zum elften Mal fand das NCN – das Festival für Freunde der dunklen elektronischen und tanzbaren Klänge – im schönen Kulturpark statt. Es gab vier verschieden große Bühnen, umgeben von ganz vielen Bäumen, idyllisch gelegenen Wegen und sogar etwas Vogelgezwitscher. Vom Campingplatz direkt nebenan war nur eins zu vernehmen: nichts. Keine laute Musik, kein Geschrei, keine lauten Betrunkenen. So passten sich die Besucher der Waldidyll an und gingen totall smooth ins Festivalwochenende.

Tja, und das hieß es: drei Tage Musik um die Ohren. Kombi- oder auch Tagestickets gab es zu moderaten Preisen. Der einen oder anderen gut gelaunten Tanzeinlage stand also nichts mehr im Weg. Nach gechillter Lösung der Parkplatzsituation und etwa fünf Runden auf dem Gelände geriet man auch als Neuling nicht mehr in die Verlegenheit sich zu verlaufen. Doch vom Weg brachten einen die zahlreichen Händlerstände und gastronomischen Verköstigungsgelegenheiten immer und immer wieder: Laufen, anhalten, schauen, “Wo bin ich?”, umdrehen, “Aaaah, da muss ich lang!”, laufen, anhalten,…

Discodeath-NCN-2016 Die erste Band des NCN 2016 – Discodeath! Gestorben ist bei der ersten Band sicherlich niemand. Das Duo bot ganz viel Tanzbares, um die Muskeln für die anstehenden Stunden, ach, Tage (!), aufzuwärmen. Mit poppigen Groove tänztelte sich die reichlich vorhandene Meute in Stimmung.

Laura-Carbone-NCN-2016 Laura Carbone bezauberte schon allein durch ihre reine Anwesenheit. Die wunderschöne Sängerin mit der wunderschönen Stimme schwanglocker die Gitarre und das mit nicht unerheblich hohen Absätzen. Im Sumpf des ansässigen EBM-lastigen Wochenende eine äußerst erfrischende Abwechslung.

Tying-Tiffany-NCN-2016 Ebenfalls mit weiblicher Front brachten Tying Tiffany die Amphibühne so richtig das erste Mal zum (Tanz-)Beben. Coole Band mit cooler Sängerin, cooler Frisur und coolem Outfit, die mächtig über die Bühne schmetterte.

Garden-of-Delight-NCN-2016 Mit harter Fanbase im Gepäck erhellten die alten Hasen von Garden Of Delight kurz danach die Amphibühne. Eingehüllt in mehreren dicken Schwarten Nebel und in den Abendhimmel konnte die Stimmung nicht passender sein, um eine große Portion düstern Tru Goth zu inhalieren. Auf der neuen Weidenbogenbühne zeigten sich unter anderem Torul mit neuem Frontmann, ausladenden Handchoreografien und einem interessanten Electro-Indie-Synth Pop Mix.

Solitary-Experiments Mit ebenfalls beachtlicher Fanmeute vor der Bühne begeisterte Solitary Experiments und ihrem Gute-Laune-Electro-Pop. Nicht nur Arme und Beine gingen hierbei in die Luft, sondern auch allerhand Seifenblasen. Gute Stimmung, eingängige Texte, gute Show.

 

Klangstabil-NCN-2016 Die Headliner des ersten Abends auf der Amphibühne waren Klangstabil. Von vielen heiß ersehnt. Von den anderen missverstanden. Vor zwei Jahren versprach man Ihnen den Headliner-Slot und nun bekamen Sie ihn. Musikalisch im Industrial / Electronica / Experimental / Klangpop Bereich angesiedelt, begeisterten Klangstabil zu späterer Stunde all die, die begeistert werden wollten. Getanzt wurde kräftig, ganz egal ob wilder Ausdruckstanz oder nur als Kopfnicken verkleidet.

In-Good-Faith-NCN-2016 Mehr musikalische Abwechslung versprach der sonnige Samstag. Bei hochsommerlichen Temperaturen drückte das viele Schwarz an den Besuchern in keinem Fall die Stimmung. Der Start in den Tag gelang mit den Dark Rockern Mystigma und den Gute-Laune-Bolzen von In Good Faith problemlos. Der Wettergott meinte es an diesem Tag besonders gut und schickte ganz viel Sonne und hohe Temperaturen nach Deutzen.

Eisfabrik-NCN-2016 Der Schweiß lief und lief. Abkühlung versprachen nicht nur kühles Bier oder ein leckerer Eiskaffee, sondern auch Eisfabrik. Die Band aus Hamburg hatte zwar leider kein Eis dabei, aber allein durch ihre coole Optik fühlte man sich ein paar Grad Celsius weniger warm. Mit Yeti und natürlich dem Eisbär im Gepäck brachte die Band mit ihrem coolen Sound und dem “Schneefall” die erhitzten Gemüter zum Schmelzen.

Rotersand-NCN-2016 Für den elektronischen Unterhaltungsteil an diesem Tag sorgten Bands wie The Juggernauts, Miss Construction, NZ und Rotersand. Zum Abtanzen gab es also genügend Gelegenheiten, die ausgiebig genutzt wurden.

 

The-Fair-Sex-NCN-2016 Dann war es Zeit für 80’s Dark Wave: The Fair Sex waren zurück auf der Bühne. Man spürte regelrecht die Hummeln unterm Hintern und es war eine Freude, der Band beizuwohnen. Mit Ledermantel, Elan und einer guten Show begeisterte das Urgestein trotz schweißtreibender Temperaturen und stechenden Sonnenstrahlen das Publikum.

Unzucht-NCN-2016 Ebenfalls ganz viel Bock auf Mucke machen hatten Unzucht. Die stolzen Eltern ihres gerade erschienenen Albums Neuntöter brachten jede Menge Stimmung mit und lockten so allerhand Publikum vor die Amphibühne. Sänger Schulz beeindruckte wieder einmal mit seiner außerordentlichen Fannähe. Wenn nötig, hätte er jeden einzeln von den Sitzbänken hochgescheucht, aber das musste er gar nicht. Alle Unzüchtigen versammelten sich ganz freiwillig und frönten dem ansässigen Dark Rock.

Zeromancer-NCN-2016 Fast genau zur Primetime war es Zeit für die Headliner der Herzen. Die sympathischen Norweger Zeromancer waren endlich einmal wieder auf (deutschen) Bühnen zu sehen. Sie wurden schmerzlich vermisst. Kein Wunder also, dass die Fans aus allen Himmelsrichtungen und Ländern zu dieser fast einmaligen Gelegenheit strömten. Die Band wirkte überglücklich über einen so festen und andauernden Zusammenhalt. Etwas sprachlos vor Freude wirkte Sänger Alex, der nicht nur ab und zu ausversehen sein Mikrofron ausschaltete, sondern dessen Stimme gegen Ende fast versagte. Doch kein Problem für die textsicheren und lauten Fans, die es schafften, eine einzigarte Stimmung zu kreiieren und so Zeromancer zu den Helden des Herzens zu machen. Kann man nur hoffen, dass sich die Jungs nach diesem grandiosen Auftritt in der Zukunft etwas öfter sehen lassen.

Fotos von Me The Tiger auf dem NCN Festival 2016

So sonnig wie der Sonntag klingt, wurde er leider gar nicht. Allerhand dunkle und graue Wolken brachten nicht nur wesentlich kühlere Temperaturen, sondern auch jede Menge Regen. Doch der Regen hat ja bekanntlich Tradition beim NCN. Also Regencape an und durch. Trotz der vielen Regentropfen brachten Bands wie Me The Tiger die Regenschirme und Kapuzen zum Bewegen. Mit ihrer erfrischenden Musik und der sympathischen Ausstrahlung von Sängerin Gabriella verjagten die drei Schweden die Wolken und das Wetter wurde langsam wieder etwas besser.

The-Cassandra-Complex-NCN-2016 Industriell rockig rockten die Zwei von 2nd Face noch kurz davor im Regen die Bühne. Very british wurde es dann mit The Cassandra Complex. Post-Punk Industrial Electronic Rock gab es ihr um und auf die Ohren, der außerordentlich tanzbar war.

 

Lame-Immortelle-NCN-2016 Mit ihrem ganz eigenen Charme und dem eigenen Stil tanzte sich die Band in die Herzen der Fans. Theatralisch und beeindruckend wurde es bei strömendem Regen und den Österreichern L’âme Immortelle. Die Band überzeugte mit der tollen und klaren Stimme von Sängerin Sonja Kraushofer und einer ansprechenden Bühnenshow. Da kann der Regen regnen wie er will. Band und Fans hatten trotzdem jede Menge Spaß.

Megaherz-NCN-2016 Headliner auf der Weidenbogenbühne und “Schlusslicht” waren Megaherz. Endlich mal eine Band mit der vollen Instrumentenbesetzung auf der Bühne: Schlagzeug, Gitarre, Bass. Der Sänger darf natürlich auch nicht fehlen. Alexander Wohnhaas konnte man mit seinem Baseballschläger und seiner faszinierenden Ausstrahlung auch kaum übersehen. Und überhören! Und da nicht nur die Band etwas “Verrückt” war, sondern auch das ganze pitschpatsch-nasse Publikum, ließ man die großen nassen Pfützen einfach links liegen und genoss die Musik mit Herz von Megaherz.

Fixmer-McCarthy-NCN-2016 Der Headliner aller Headliner und Schlusslicht des Festivals waren Fixmer McCarthy. Techno Body Musik gab es hier für alle Enthusiasten vom Feinsten. Die Fans in der ersten Reihe schrien sich regelrecht die Seele aus dem Leib und hätten fast den einen oder anderen Fotografen dabei taub werden lassen. Trotz dickem elektronischem Gewummer aus den Boxen. Und so endete, was irgendwann enden musste.

Leicht durchgefroren und durchnässt, aber glücklich und leicht schwebend strömten die Zuschauer in ihre Zelte oder zu ihren Autos. Dabei freudig denkend ans nächste Jahr und das NCN 2017.

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