[X]-RX @ Amphi Festival 2013

Auch am zweiten Tage des Amphi Festivals am Kölner Tanzbrunnen konnte man bei blauem Himmel und strahlenden Sonnenschein guter Musik lauschen.

Den Anfang auf der Mainstage machte das Industrialprojekt [X]-RX, was sicherlich keine schlechte Wahl war, um das tanzwütige Volk gut auf das folgende Happening einzustimmen.

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Der Berliner Künstler Ben Ivory ist mittlerweile kein unbeschriebenes Blatt mehr, schaffte er es doch zum deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2013. Der virile Sänger und seine sympathische Band spielte für die geneigten Zuschauer Songs wie das hymnische Glow und natürlich seinen Hit Righteous ones, der für richtig Stimmung sorgte. Er sei gerne in Köln, gestand er den Fans, da seine Familie dort wohne, dennoch sang er in The Sound of the City über seine Heimatstadt Berlin. Die Stimme Ben Ivorys und der Sound erinnerten in den besten Momenten wie eine Mischung aus Iamx und Marc Almond.

 

The Beauty of Gemina @ Amphi Festival 2013

Auch The Beauty of Gemina gehören zu den Bands, die man sich immer wieder gut live ansehen kann.

Die Schweizer Musiker, die in ihrem Heimatland bereits einen Hit in den Charts hatte und zum ersten Mal auf dem Amphi Festival spielten, sorgten für gute Laune und ihre wavig-rockige Musik blieb vielen Besuchern den ganzen Tag im Ohr, seien es Songs wie Lonesome death of a goth Dj oder Suicide Landscape.

 

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Santa Hates You @ Amphi Festival 2013

Santa hates you indes hatten die Ehre, das Staatenhaus zu beglücken. Das Duo bestehend aus Peter Spilles („Project Pitchfork“) und der italienischen Sängerin und Keyboarderin Jinxy präsentierte ihre Show ohne jegliche Musikanten auf der Bühne. Anstatt wie viele andere Elektro Bands „Keyboard-Dummys“ auf die Bretter zu schicken, feuerte Spilles ungeniert die Playbacks seines Laptops ab und veranstaltete indes einen aparten Mummenschanz mit Darstellern in Schweine- und Häschenmaske zuzüglich Sitzgruppe als Bühnenbild.

Belohnt wurden ihre Anhänger mit Hits wie Raise the devil, Rocket Heart oder Scum und bei Rocket Heart kam sogar so etwas wie Partystimmung auf, während sich Schwein und Hase auf dem Sofa sitzend in die Haare kamen.

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Wem das alles zu stressig war, der konnte sich in das ruhigere Theater begeben, um dort Lesungen zu lauschen oder Liveperformances wie z.B. die der wundervollen Alice Neve Fox zu bestaunen, die in bester Unplugged-Weise Songs ihrer Projekte Kirlian Camera, Stahlingrad, Spectra*paris oder Siderartica sang.

 

Icon of Coil @ Amphi Festival 2013

Die Norwegische Formation Icon of Coil durfte an der frischen Luft rocken und Frontman Andy LaPlegua (Combichrist) und Keyboarder Sebastian Komor heizten trotz Hitze den Fans gehörig ein. Songs wie We can´t combine, Regret, Existence in Progress und der Alltime Classic Shelter (Leider nicht in der Analogue Brain Version) sorgten für schweißnasse Freuden.

“Dont wanna see your hands, wanna see you dance!” kommentierte Andy in seiner verrucht-charmanten Art ein Meer von Händen ihrer wedelnden Fans. Ein Bild für die Götter.

„A great day to get wasted!“

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Die Form @ Amphi Festival 2013

Bevor das französische Avantgarde Elektroduo Die Form auftrat, wurde von den Stagehands erst einmal ein Bauzaun vor der Bühne errichtet, denn der Auftritt wurde im Programmheft groß als „16 pa“ angekündigt – also Eintritt ab 16 Jahren mit Personalausweis. Man konnte also einiges erwarten. Doch so krass war das Gezeigte nun dann doch nicht. Klar, dass bei einer Die Form-Show Erotik groß geschrieben wird, aber man fragte sich, warum eine ungleich skandalösere Darbietung wie z.B. von Agonoize am Vortag nicht auch als „ab 16“ deklariert wurde.

Man wurde den Eindruck eines puren Werbegags nicht los. Dennoch gab es einige interessante Dinge zu entdecken. Eine junge, gutgebaute Tänzerin bewegte sich gekonnt zu den Beats von Phillipe Fichot (der versteckt hinter seiner Gasmaske) sein Pult bediente) und Chansonette Éliane P. und die Songs Masochist, Slavesex und natürlich Silent order ließen eine feucht-erotische Atmosphäre aufkommen.

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Oomph! @ Amphi Festival 2013

Ganz anders verzückten Oomph! Auf der Mainstage ihre Fans. Als Seemänner verkleidet enterten sie die Bühne und gaben sie so schnell nicht wieder her. Galionsfigur Dero fegte sogar mit Superheldenumhang über die Bretter und schmetterte die Zeilen „Links rechts geradeaus, Du kommst hier nicht mehr raus“ des Stückes Labyrinth in die Massen. Und nicht mehr herauskommen wollten Oomph!s Anhänger bestimmt nicht und feierten ausgelassen mit.

Belohnt wurden sie u.a. mit einem kleinen Strip von Dero bei You can leave your hat on, besser bekannt in der Version von Joe Cocker. Die sieben kernigen Mannen an Bord ließen keinen Hit aus, Sei es Augen Auf, Das weiße Licht, Gekreuzigt oder der EBM Klassiker Der neue Gott: die Performance brachte einfach Freude und das ironische Always look on the bride Side of Live von Monty Python´s Flying Circus als Finales Stück zauberte pure Lebensfreude in alle Gesichter. Eins war klar: die Seemänner von Oomph! erlitten alles andere als Schiffbruch.

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Anne Clarke @ Amphi Festival 2013 Das Konzert der Wave-Ikone Anne Clarke hingegen ging es etwas ruhiger an, denn die gefühlvolle Elektronik mit typischem Sprechgesang, untermalt durch Konzertgitarre und Cello, schuf ein beruhigendes Ambiente, welches einen schönen Kontrapunkt zu den rockigen Oomph! erschuf.

Doch auch auf rhythmische Tanzbewegungen durften die Clarke Fans nicht verzichten, denn die Britin „sang“ natürlich auch ihre Gassenhauer Sleeper in Metropolis und Our Darkness – und da war es dann mit der Ruhe zu Ende und das Staatenhaus kam verzückt in Bewegung.

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Peter Heppner @ Amphi Festival 2013

Ausnahmekünstler Peter Heppner hatte in der Halle dann die Ehre, das IX. Amphi Festival zu beenden, während draußen die kultisch verehrte Gothic-Westernband Fields of the Nephilim rockten. Heppner tat das, was er am Besten konnte: in introvertiert-ruhiger, aber immer sympathischen Art spielte der Sänger mit der außergewöhnlichen Stimme mit seiner Band (u.a. Produzent Dirk Riegert an den Keys) Tracks von Wolfsheim (The Sparrows and the Nightingale), Stücke der unzähligen Kollaborationen (Die Flut, Wir sind wir) und natürlich Songs des aktuellen Albums My heart of stone (Meine Welt, God smoked).

Besser konnte man sich das Ende eines Festivals nicht vorstellen. Es war einfach wunderbar, wundervoll, superschön!

Bericht: Frank Stienen

Fotos: Matthias Irrgang

 

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