Festivalbericht Amphi Festival 2013 - Samstag

Bereits zum neunten Male traf sich das bunt-schwarze Volk am Tanzbrunnen in der Domstadt, um dunklen Klängen zu lauschen, bei bestem Festivalwetter an den Verkaufsständen vorbeizubummeln oder den eigens kreierten neuen Look spazierenzutragen.

Viele nationale und internationale Bands und Acts gaben sich ein Stelldichein und sorgten allerorts für entspannte, lächelnde Gesichter. Nach dem Motto „Call the ships to Port“, hatten geneigte Fans bereits am Freitag die Gelegenheit, mit der MS RheinEnergie über den Fluss zu fahren, um die Konzerte von Covenant, Welle:Erdball und Classic and Depeche zu genießen.

 

Stahlmann @ Amphi Festival 2013

Nachdem A Life [Divided] auf der Mainstage das Festival eröffnet haben, war die nachfolgende Band an diesem wunderschönen Samstag Stahlmann, die mit ihrem Sound irgendwo zwischen „neuer deutscher Härte“ und Gothrock die bereits zahlreich herangeströmten Fans beglückten. Mit Titeln wie Hass Mich…Lieb Mich oder Stahlmann brachten die stahlharten Jungs mit weichem Kern die Menschen nicht nur aufgrund der Temperaturen zum Schwitzen. Frontmann Mart und seine Mannen hatten keine Probleme, die Fans zu animieren und ihre deutschen Texte trafen mitten ins Herz und in die Tanzmuskeln.

Fotos von Stahlmann in unserer Fotogalerie

Solitary Experiment @ Amphi Festival 2013 Nun sollte es aber etwas elektronischer werden und Solitary Experiments, die Herrschaften aus Frankfurt (Oder) wurden sehnsüchtig erwartet. Was man aber indes auf der Bühne entdeckte, waren vier gutaussehende weibliche Doubles, gekleidet wie die „Originale“ in roten Hemden und Schlips (wie vor über 30 Jahren die Düsseldorfer Kultband Kraftwerk). Eine nette Idee nach dem Motto: Auffallen um jeden Preis, nah an der Grenze der Peinlichkeit, aber auf dem Amphi Festival hat es bereits „Schlimmeres“ gegeben. Nach der ersten Nummer aber, löste die Band die Mädels ab und es konnte endlich losgehen. Unterstützt durch direkt zwei „Cheating“-Drummer brachte die Band Stücke der Maxi Cd Trial And Error und Klassiker wie Delight und spätestens da war der Bann gebrochen und es konnte abgerockt werden – Electroheads und Futurepopper konnten zufrieden sein.

 

Fotos von Solitary Experiments in unserer Fotogalerie

Faderhead @ Amphi Festival 2013 Diese Statement konnte man durchaus auch auf den folgenden Act im Staatenhaus anwenden, denn Faderhead brannte die gut gefüllte Halle fast ab. Der Hamburger Jung und seine zwei Elektroniker im Hintergrund präsentierten eine atemberaubende Mischung aus Ebm und Industrial, gespickt mit dezenten Hip-Hop Anteilen. Bei Stücken wie Elektrosluts Extraordinaire und TZDV gab es kein Halten mehr im Haus und die powervolle Show brachte jeden Besucher zum Mitwippen und Abtanzen. Die Textzeile aus „Dancers“ des aktuellen Album FH4 „Yes we got the Groove, got the Beats, got the Bass Baby“ konnte durchaus als Beschreibung des Gigs dienen, denn die Performance machte unglaublich viel Spaß. Der zu diesen Zeitpunkt gelungene Höhepunkt des jungen Festivals.

 

Fotos von Faderhead in unserer Fotogalerie

Auch in der dritten Location des Amphi gab es einige Schauwerte zu bestaunen, im klimatisierten Theater hatte man die Gelegenheit, u.a. Lesungen von Christian von Aster und Dr. Mark Benecke zu lauschen und Konzerte von Dunkelschön (Akoustic Set), Escape with Romeo, Rome und Welle:Erdball zu genießen.

Agonoize @ Amphi Festival 2013

Agonoize hauten in eine andere Kerbe, denn ihr Aggrotech, respektive Hell Electro legte nochmals eine Schippe mehr musikalische Aggressivität in die Waagschale. Bei Titel wie z.B. Staatsfeind, Koprolalie und Bis das Blut gefriert (Inklusive Blutfontäne aus Chris´ Pulsader) konnte man nicht nur staunen, sondern auch ungehemmt abtanzen. Animieren musste Sänger Chris sein Publikum wirklich nicht, denn die Masse machte auch so mit. Fast schon beängstigend, wie die Fans solch sexistische Textzeilen einiger Stücke mitsangen. Als Überraschung gegen Ende der Show gab es ein gelungenes Cover des Beasty Boys Cover „We gotta fight to your right (To Party).

 

Fotos von Agonoize in unserer Fotogalerie

Ein Festival lebt von stilistischer Abwechslung und Artenreichtum und aus diesem Grunde konnte man keine bessere Wahl treffen, als sich das Synthpop Duo De/vision im Staatenhaus anzuschauen. Maindroids, I Regret u.a. sind Hits der Kultband um Sänger Steffen und Tastengott Thomas, die ihre Stücke elegant-charmant zum Besten gaben, diesmal eindrucksvoll im Vergleich zur vorangegangenen Tour mit Livedrummer. Time to be alive ließen sich die Fans nicht zweimal sagen und feierten äußerst lebendig mit ihren Synthpop-Helden. Auch die neue Single Brothers in Arms wurde positiv aufgenommen und ließ die Vorfreude auf den neuen Silberling ins Unendliche steigen.

Suicide Commando @ Amphi Festival 2013

Harsh Electro Teil II: die belgische Band Suicide Commando unter Leitung des Enfant Terrible Johan van Roy gehört nicht umsonst zur Speerspitze des Dark Electro. In seiner bescheidenen Art präsentiert der Belgier sein Werk zwischen dunklen Klangwelten und melodiösen Soundscapes, anhand durch makabren Bildern auf der Leinwand und mit erhängten Puppen, die von der Bühnendecke baumelten. Die Band brachte einen Mix aus Klassikern wie See you in Hell, Attention Whore und aktuellen Tracks. Protegiert durch einen Livedrummer, gelang es den Musikern, den Songs einen gehörigen, drückenden Punch zu geben, der sofort in die Beine ging.

 

Fotos von Suicide Commando in unserer Fotogalerie

VNV Nation @ Amphi Festival 2013

Headliner VNV Nation muss man beileibe nicht groß vorstellen. Die irisch-britische Band hat es in den letzten Jahrzehnten geschafft, so etwas wie eine Blaupause für sämtliche Future Pop-Epigonen zu schaffen, doch nur wenige machen dies mit so viel Gefühl und Hingabe wie das Original. Sänger Ronan Harris schäkerte in charmanter Art mit dem internationalen Publikum, mal auf Englisch, mal auf Deutsch und brachte den Fans genau das, was es haben wollte: alte und neue Gassenhauer wie Further… und Illusion (bei dem es einen wunderbaren Gänsehaut erzeugenden Kölner Chor zu hören gab). Supportet wurde Herr Harris durch „Live“-Drummer Mark Jackson, sowie Gast Keyboarder Tom (S.i.t.d.), die einen guten Job ablieferten. Das Partyvolk am Tanzbrunnen dankte es der Band durch tosenden Applaus und Zurufen und machte die Show fast zu einem dunklen Kirchentag-Treffen. Ronan we love you too!

 

Fotos von VNV Nation in unserer Fotogalerie

Die Gothic-Rock Kultkapelle Alien Sex Fiend sollte den ersten Festivalabend des Amphi im Staatenhaus adeln, doch deren Anhänger mussten mit einer zeitlichen Verschiebung leben. Doch nach der Wartezeit wurden die Fans mehr als belohnt. Auf nebelverhangener Bühne erschien Frontman Nik Fiend ungleich haarloser als in den 80ern auf der Szene und das Konzert konnte seinen Gang gehen. Die Band kreierte eine mysteriöse, makabre Atmosphäre, der man sich kaum entziehen konnte. Nik sah aus wie die Hauptfigur von Nightmare before Christmas und wirkte bei seiner Performance seltsam teilnahmslos. Bei Stücken wie Attack!!!!!!, Dead and Buried und I walk the Line blieben keine Wünsche offen und sorgten für offene Münder und weckten Erinnerungen an die Zeit, in der Gothic Rock noch seinem Namen alle Ehre machte. Ein würdiges Ende des abwechslungsreichen Konzertevents.

Alle Fotos vom Festivalsamstag findet ihr in unserer Fotogalerie.

Ebenfalls in der Galerie: Fotos vom „Call the Ship to Port“ Event mit Welle:Erdball und Covenant.

Bericht: Frank Stienen

Fotos: Matthias Irrgang

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